Wien  - Der Versandhändler Quelle scheint von der Wirtschafts- und Finanzkrise vorerst nicht erfasst zu werden. Das Versandhaus blickt nach eigenen Angaben auf das bisher erfolgreichste Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte zurück, und rechnet weiter mit einem guten Wachstum. "Bisher haben wir von der Krise noch nichts gemerkt", sagte gestern, Mittwochnachmittag, Vorstand Wolfgang Binder auf einer Pressekonferenz anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Quelle Österreich.

Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 hat Quelle Österreich mit 1.200 Mitarbeitern 215 Mio. Euro umgesetzt, um 2,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) verbesserte sich von 500.000 Euro im Geschäftsjahr 2006/2007 auf 6 Mio. Euro - das EGT hat sich somit verzwölffacht. Für das bereits angelaufene Geschäftsjahr 2008/2009 peilt Quelle-Chef Binder der allgemein schlechten Wirtschaftslage zum Trotz ein Wachstum im "oberen einstelligen Bereich" an.

"Zeichen stehen gut"

Die Zeichen für ein profitables Wachstum im neuen Geschäftsjahr stehen gut, sagte Binder. Gegenüber dem Vorjahr hat Quelle im 1. Quartal 2008/2009 ein einstelliges Umsatzplus eingefahren. Mit ausschlaggebend für dieses Ergebnis sei das Weihnachtsgeschäft gewesen. Dieses sei trotz der verhaltenen Konsumprognosen"überraschend positiv" gelaufen. Allein im Monat Dezember habe Quelle ein zweistelliges Plus eingefahren. Verantwortlich hierfür sei vor allem der Bereich Textil gewesen, der neben Living und Technik der größte Umsatzbringer sei. Darüber hinaus zählten Flachbildfernseher und Notebooks auch heuer wieder zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken der Österreicher.

"Umsatzmotor" im vergangenen Geschäftsjahr 2007/2008 war der Sortimentsbereich Technik. Dieser legte im zweistelligen Bereich zu. Der Bereich Living wuchs im einstelligen Prozentbereich, Textil lag auf demselben Niveau wie im Jahr davor.

Bei den Quelle-Vertriebsschienen Internet, Shops und Katalog hat es im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr eine kleine Verschiebung gegeben: Machte Quelle bisher 60 Prozent des Umsatzes über Katalog-Bestellungen, so haben diese 2007/2008 um 5 Prozentpunkte abgenommen. Die Vertriebsschiene Shops hat dagegen um 5 Prozentpunkte auf 15 Prozent zugelegt. Binder gab allerdings zu bedenken, dass die Kunden nur in den Shop kommen, weil sie den Katalog kennen. "Der Anstoß kommt also über den Katalog." Die übrigen 30 Prozent der Bestellungen wurden über das Internet getätigt.

Zweistelliges Wachstum

Die 175 Quelle Shops haben sich im Geschäftsjahr 2007/2008 nach Angaben des Vorstandes ein zweistelliges Wachstum verzeichnet. Mittelfristig soll die Zahl der Quelle-Geschäfte auf 210 steigen. "Mehr ist nicht drin", glaubt Binder. Im vergangenen Jahr seien 35 neue Shops eröffnet worden, 20 allerdings geschlossen. Es sei nicht so einfach, passende Shopbetreiber zu finden, "wir suchen aber laufend neue Partner, die sich per Franchise selbstständig machen wollen", so der Quelle-Vorstand. Derzeit läuft noch bis Ende Juli ein Test für spezielle Mode-Shops. Sollte die Testphase positiv verlaufen, will Quelle 50 Boutiquen eröffnen. "Wir warten aber noch ab, wie sich die Finanzkrise weiter entwickelt", räumte Binder ein.

Dass das Versandhaus im Vergleich zu anderen Branchen gut aufgestellt ist, machte sich in einer Pressekonferenz der anderen Art bemerkbar. Quelle präsentierte seine Ergebnisse über den Wolken während eines einstündigen Rundflugs über Österreich. Geflogen wurde der Airbus A320 von Niki Lauda, der aus dem Cockpit wissen ließ, froh darüber zu sein, dass sich Quelle für "flyniki" und nicht für die AUA entschieden hat. Grund für das medienwirksame Spektakel: Das heurige Jubiläumsjahr steht bei Quelle unter dem Motto "Galaxie". Das Aufsteigen mit dem Flieger sei symbolisch gedacht gewesen, erklärte Binder. (APA)