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Walter Pirchl alias "Wazzinger" wurde bei der ORF-Sendung "Taxi Orange" bekannt

Foto: APA/Robert Jaeger

Innsbruck - Donnerstagvormittag vor Verhandlungssaal N 215 im Innsbrucker Landesgericht ähnelte das Medieninteresse wohl dem rund um den "Kutscherhof" in Wien-Speising im Herbst 2000, als Walter "Watzinger" Pirchl mit seinem "Taxi Orange" ins Finale der Reality-Soap gefahren war.

Mittlerweile dürfte der 36-jährige Tiroler in der Realität angekommen sein: Die Anklage wirft Pirchl sexuellen Missbrauch von Unmündigen, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses, schweren Betrug und Untreue vor.

Die gesamte Verhandlung - auch die Anklagepunkte Betrug und Untreue - fanden am Donnerstag bis zur Vertagung ohne Öffentlichkeit statt. Richterin Nadja Obwieser hatte dem Wunsch von Pirchls Verteidiger Josef Kantner stattgegeben. Kurz nachdem sich Presse und Kiebitze in den kleinen Saal gedrängt hatten, mussten sie diesen also wieder verlassen.

Bereits am frühen Nachmittag wurde die Verhandlung vertagt. Der ehemalige "Taxi-Orange"-Star verließ den Gerichtssaal durch die Hintertür.

Verhandelt wird in einem Fall, der bereits mehr als zehn Jahre zurückliegt: "Watzinger" soll ein damals fünfjähriges Mädchen zur "Unzucht" missbraucht haben, wobei die Taten eine schwere Körperverletzung zur Folge gehabt haben sollen. An einem sechsjährigen Buben soll Pirchl zwischen Mitte 2003 und Dezember 2005 "eine geschlechtliche Handlung vorgenommen" haben.

In der Anklageschrift ist auch vom Verbrechen des schweren Betrugs und vom Vergehen der Untreue die Rede. Dabei geht es um eine Forderung "Watzingers" für sein Engagement als BZÖ-Wahlhelfer im Wahlkampf 2006.

Pirchl habe seiner Bank ein angeblich gefälschtes Schreiben vorgelegt, das eine Forderung über 72.000 Euro bestätigte. Weiters soll Pirchl in Wien einen Pkw übernommen, allerdings die 3300 Euro dafür nicht bezahlt haben. Seine Kreditkarte wurde zudem mit mehr als 6000 Euro belastet, ohne dass sein Konto entsprechend gedeckt gewesen wäre. Bei einer Verurteilung liegt der Strafrahmen für die Delikte zwischen einem und zehn Jahren.

Wechsel des Anwalts

Pirchls erster Verhandlungstermin im Oktober 2008 war geplatzt, da seinem Rechtsanwalt, Manfred Ainedter die Vollmacht gekündigt worden war. Ainedter wollte sich damals nicht dazu äußern. Wilfried Siegele von der Innsbrucker Staatsanwaltschaft hatte im Herbst angekündigt, Pirchl auch einen Verteidiger zuzuweisen: Mit so einem "Trick" werde kein Prozess lange hinausgezögert. (Verena Langegger/DER STANDARD, Printausgabe, 16.1.2009)