Wien - Nun interessieren sich auch die Revisoren der Notenbank für die Bank Medici. Anfang der Woche hat die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) eine Sonderprüfung gegen das schwer angeschlagene Wiener Geldinstitut eingeleitet, berichtet das Magazin "Format" in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe. Bank-Medici-Mehrheitseigentümerin Sonja Kohn soll mit den Fonds des mutmaßlichen Milliardenbetrügers Bernard Madoff mehr als 50 Mio. Dollar jährlich verdient haben.
Eine "Task Force" von FMA- und OeNB-Experten sind am Werk, so ein Sprecher der Nationalbank, die mit dem von der FMA installierten Regierungskommmissär gegenwärtig die Lage analysiert und Missstände aufarbeiten soll. Eine Sonder- oder Vorortprüfung ist zur Stunde nicht im Gange.
Kohn habe die Fonds-Gelder in Irland und Luxemburg eingesammelt und dann über die Cayman Islands zu Madoff nach New York geschickt, schreibt das "Format". Die eigenen Provisionen seien nach Europa geflossen. Von den mehr als 50 Mio. Euro Einnahmen seien nur rund 8 Mio. Euro nach Wien gegangen. Der Großteil solle in der Schweiz gelandet sein - wie etwa bei der Privatbank Genevalor, Benbassat & Cie.
Laut einem "Thema"-Fonds-Prospekt sei Kohn Miteigentümerin der Thema Asset Management Ltd. (TAM). Diese wiederum habe den Vertrieb von Madoff-Produkten in Europa aufgebaut, was sich etwa durch eine Sonderzahlung von 15,9 Mio. Dollar (12,1 Mio. Euro) im Jahr 2007 bemerkbar gemacht habe.
Kunden zittern um 800 Millionen
Bei der Bank Austria (BA) zittern dem "Format" zufolge etwa 740 Kunden wegen der "Primeo"-Fonds um rund 800 Mio. Zu den Opfern zählen viele Prominente aus der heimischen Finanz- und Industriellenwelt, darunter Ex-BA-General Rene-Alfons Haiden, Kelly's-Gründer Herbert Rast, Ex-Notenbank-Präsident Adolf Wala. Auch Ex-BA-Treasury-Chef Peter Fischer und Ex-GiroCredit-Boss Hans Haumer haben laut dem Bericht zumindest eine halbe Mio. Euro Privatgeld verloren. Fischers und Haumers Vermögensverwaltungsgesellschaft Anaxo leidet wie berichtet ebenfalls unter den Skandal. Auch Ex-BA-Chef Gerhard Randa, der Kohn im Jahr 2003 eine Banklizenz verschafft habe und zu den ersten Madoff-Investoren in Österreich zählen soll, sei durch Madoff viel Geld abhanden gekommen, so das Magazin.
Die Primeo-Fonds wurden gemeinsam von Kohn und Ex-Börse-Chef und dem damaligen BA-Wertpapier-Chef Stefan Zapotocky erfunden. Dieser auch bei Ex-Mayr-Melnhof-Chef Michael Gröller und der Fruchtsaft-Familie Rauch Werbung für den Madoff-Fonds gemacht haben, heißt es in dem Bericht. Die BA-/UniCredit-Fondsgesellschaft Pioneer habe mit den Primeo-Fonds im Vorjahr rund 17 Mio. Euro an Provisionen verdient.(APA)