Bregenz - Über Jahre machten sich Göttinnen und Heroen bei Maceks breit. Der Olymp war auf dem Fußboden gelandet. Wer ins Wohnzimmer des Lauteracher Pensionistenpaares wollte, musste über Packpapierbahnen hüpfen, schön vorsichtig, um nicht Hera oder Athene nahezutreten oder gar auf Titanen und Giganten zu landen. Auf dem ausgerollten Packpapier visualisierte Macek die Ergebnisse seiner Hobbyforschung: 5640 Namen von Göttern, Göttinnen und Heroen und ihre Verbindungen.

Seit 33 Jahren beschäftigt sich der frühere Bahnhofsvorstand Dieter Macek mit Gaia und ihren Nachkommen. Er las sich durch die Literatur der alten Griechen und kam wie Goethe zum Schluss, "dass die griechische Mythologie ein ziemlicher Wirrwarr ist". Um bei der Lektüre von Homer und Hesiod den Überblick über die große Verwandtschaft nicht zu verlieren, begann Macek Zettelsammlungen anzulegen: "Zuerst war das nur ein Hilfsmittel, um beim Lesen nicht ständig diese ganzen Götter durcheinanderzubringen."

Ab 1975 begann er seine Arbeit zu systematisieren. Erste Verzeichnisse entstanden, dann Teilgenealogien. "Mir wurde klar, dass ich mit diesem Werk das Herz Europas, unserer Demokratie, sichtbar machen kann", beschreibt Macek sein Forschungsziel. Der Laienforscher kämpfte sich durch die 84 Bände des Großen Pauly, der "Realencyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft", sammelte, verglich und schuf Querverbindungen. Ein "Konstrukt", wie der Innsbrucker Professor für Alte Geschichte, Robert Rollinger, in der aktuellen Zeit kritisch, aber voll Respekt anmerkt.

Zur Konstruktion steht Dieter Macek. "Ich war mit widersprüchlichen Quellen und Daten konfrontiert, da musste ich manchmal Entscheidungen treffen." Man könne "willkürlich" dazu sagen, räumt Macek ein. Er verstehe sich ja auch nicht als Wissenschafter.

Sein Leitmotiv "Ich bin frei" gelte auch für die Vermarktbarkeit seiner Arbeit. Die sei kein Ziel. Auf Ausstellungstour gehen könnte der Stammbaum, mittlerweile digitalisiert und bald auf transporttauglichen Kunststoffbahnen gedruckt, aber schon.

Wichtiger ist Macek die "Vollendung". Mehr als 10.000 Seiten Sekundärliteratur, "eine Geschichte zu jeder Figur", will er beenden und dann auch noch alle Opern mythologischen Inhalts verzeichnen. Ehefrau Doris Macek nimmt es gelassen. Während ihr Mann Götter sammelte, schrieb sie ihre Dissertation: Eurydike und der Orpheusmythos aus feministischer Sicht.

Präsentiert wird die Gesamtgenealogie heute, Freitag, um 20 Uhr, im Kuppelsaal der Landesbibliothek in Bregenz. Es spricht Götterkenner Michael Köhlmeier. (Jutta Berger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16. Jänner 2009)