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Zieht Voggenhuber als Erster in die grüne EU-Schlacht? Oder Lunacek? Nun werben Kollegen für den aufsässigen EU-Mandatar.

Fotos: Reuters/APA

Wien - Wenn Johannes Voggenhuber am Sonntag in Klagenfurt scheitert, will sich der Grüne "ein neues Leben suchen" . Vorerst ist der EU-Abgeordnete aber "zuversichtlich" , dass der Worst Case nicht eintreten wird. Immerhin haben ihm die vergangenen Wochen nicht nur gewichtige Gegner, sondern auch Verbündete beschert.

Der Worst Case würde bedeuten: dass Voggenhuber trotz bereits erfolgreich geschlagener EU-Wahlen in der Stichwahl über die EU-Kandidaten am grünen Bundeskongress einer seiner zwei Kontrahentinnen, Ulrike Lunacek, außenpolitische Sprecherin, oder Eva Lichtenberger, zweite Abgeordnete in Brüssel, unterliegt - und damit nicht als Frontmann in die im Juni anstehenden EU-Wahlen ziehen könnte.

Doch nun machen sich andere altgediente Parteikollegen für den aufsässigen Grünen stark, der stets als unberechenbarer Kritiker der Parteispitze galt. Allen voran Peter Pilz. Der Sicherheitssprecher wirbt unter grünen Delegierten offen für Voggenhuber. "Bei uns sollen unbequeme Köpfe Platz haben" , sagt er. "Außerdem tauscht keine Partei der Welt ihre erfolgreichsten Politiker aus." Noch etwas merkt Pilz an: "Wir dürfen uns bei der EU-Politik keinen Schwenk leisten." Voggenhuber, der im EU-Verfassungskonvent saß, sei Garant dafür.

Auch Volksanwältin Terezija Stoisits wirft sich für Voggenhuber ins Zeug. "An dem, was er für die Grünen gemacht hat, finde ich nichts auszusetzen. Er wird überall als Mister Europa gehandelt - und wir sehen das nicht?" , fragt sie.

Hinter der Stichwahl steckt freilich auch ein Richtungsstreit. Die designierte Bundessprecherin Eva Glawischnig, die in Klagenfurt als Parteichefin inthronisiert wird, will nach dem EU-Debakel um den Reformvertrag einen Union-kritischen Kurs einschlagen. Auch deswegen gilt Lunacek als eindeutige Favoritin der neuen Parteispitze.

Lunacek selbst versichert, eine "konstruktiv-kritische EU-Haltung wie Voggenhuber" zu haben, prangert aber auch die "neoliberal-konservativen Kräfte" in Rat und Kommission der vergangenen Jahre an.

Um den nächsten Listenplatz herrscht ebenfalls Gedränge: Scheitern Lunacek und Lichtenberger an der ersten Stichwahl, sind sie beide eben für Platz zwei bereit - und mit ihnen die Wiener Stadträtin Monika Vana, die von sich selbst sagt: "Ich bin ein bissel EU-kritischer als die andern." Zum EU-Vertrag etwa hätte sie sich "eine offenen Debatte" um ein nationales Plebiszit "gewünscht" .

Van der Bellens Votum

Ein grüner Promi hat sich jedenfalls schon entschieden, Voggenhuber nicht die Stimme zu geben. Ex-Chef Alexander Van der Bellen wird Lunacek oder Lichtenberger wählen. Voggenhubers Kritik über die Jahre sei ihm echt auf die Nerven gegangen: "Es wäre lächerlich, das zu dementieren." Lunacek etwa sei "breiter" - und außerdem eine der beiden Sprecherinnen der europäischen Grünen.(Nina Weißensteiner/DER STANDARD Printausgabe, 16. Jänner 2009)