Salzburg - Das Ursache-Wirkung-Verhältnis sei ganz klar, sagen die Raumordnungsexperten im Ressort von Landesrat Sepp Eisl (ÖVP): Wenn wie beispielsweise im Lungau acht von zehn Grundstücksverkäufen an betuchtere Ausländer erfolgten, blieben die Einheimischen in der ökonomisch schwachen Region auf der Strecke, da die Grundstückspreise explodierten.
Konkretes Beispiel ist das kleine St. Michael im Lungau: Hier hat der Quadratmeter Baugrund vor fünf Jahren noch 80 Euro gekostet. Heute liegt der Quadratmeterpreis bei 170 Euro. Für Lungauer nicht mehr leistbar.

Andere Brennpunkte dieser Entwicklung sind Fuschl, St. Gilgen, Bad Gastein und Maria Alm. Der kleine Ort am Fuß des Hochkönigmassivs ist überhaupt rekordverdächtig: 420.000 Quadratmeter sind hier offiziell als Zweitwohngebiet genehmigt. Nur 42 Prozent aller Wohnungen sind als Hauptwohnsitz ausgewiesen.

Gerade noch verhindert werden konnte ein anderes - ob seiner Dimension abenteuerliches - Projekt: Ein im Lungau geplantes Hütteldorf für Zweitwohnungstouristen sollte laut Einreichplänen auf 3500 Betten kommen. Zum Vergleich: Der ganze Bezirk hat gerade einmal etwas mehr als 20.000 Einwohner.

Viele derartiger Vorhaben sind sogenannte "Parahotellerieprojekte" . Sie werden als Hotelprojekt bei den Behörden eingereicht. Letztlich werden die Wohneinheiten - jenseits der touristischen Widmung - aber verkauft. Vor allem niederländische Betreiber haben sich Salzburg als Zielland auserkoren, weil dort solche Immobilien zur Pensionsvorsorge staatlich gefördert sind, kritisiert man im Büro Eisl.

Alpine Geisterstädte
Ähnlich sieht das Gerhard Heilingbrunner, der Präsident des Umweltdachverbands: "In ganz Österreich entstehen gerade in noch funktionierenden Dörfern ganze Geisterstädte - wenn diese Objekte 200 Tage im Jahr leerstehen, ruiniert das die gewachsene Struktur." Und es belastet die Gemeindefinanzen langfristig ebenso wie die Naturressourcen.

Denn die Ansprüche der Teilzeitbewohner sind hoch: Obwohl durch den Klimawandel bereits jetzt die Wasserreserven schwinden, würden 60 Prozent der Pisten beschneit - "dafür wird der Jahreswasserverbrauch der Stadt Wien und der Strom von zwei Donaukraftwerken eingesetzt, beides zu günstigsten Tarifen und damit auf Kosten anderer."

Das Land Salzburg plant jetzt, mit einem schärferen Grundverkehrsgesetz gegenzusteuern. Kernpunkt darin: Beträgt in einer Gemeinde der Zweitwohnungsanteil bereits zehn Prozent oder mehr, ist die Ausweisung von zusätzlichen Zweitwohnungsgebieten untersagt. Für viele prominente Tourismusgemeinden wäre somit das Thema erledigt.

Zumindest offiziell. Denn nicht einmal im Raumordnungsressort traut man sich zu schätzen, wie viele Wohnungen ohne Bewilligung illegal als Zweitwohnsitz genutzt werden. Man geht von zehntausenden aus.

Um dieser Praxis Herr zu werden, soll in Zukunft der Grundbucheintrag an eine Art Garantieerklärung gekoppelt sein. In dieser sichert der Käufer der Gemeinde zu, die Liegenschaft nicht als Zweitwohnsitz zu nutzen. Bei Verstößen drohen Strafen in der Höhe von 25.000 Euro. Und das gleich mehrmals. Darüber hinaus kann der Kaufvertrag rückabgewickelt und sogar eine Zwangsversteigerung angeordnet werden.

Briefträger als Kontrolle

Und wie will man nicht genehmigte Zweitwohnsitze überhaupt feststellen? Laut Gesetzesentwurf müssen in Zukunft auch die Briefträger mithelfen. Sie sollen - wie auch die Mitarbeiter von Stromgesellschaften - auskunftspflichtig werden. Bisher hatte die Landeselektrizitätsgesellschaft Salzburg AG für die Wohnungsnutzung aussagekräftige Auskünfte wie den Stromverbrauch freilich immer verweigert. Datenschutz. (Thomas Neuhold/DER STANDARD Printausgabe, 16. Jänner 2009)