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Die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie korrigiert oder rekonstruiert angeborene und erworbene Formveränderungen.

Foto: AP/Diane Bondareff

Das Gesicht macht jede Personen unverwechselbar, es ist sozusagen unsere "Visitenkarte" nach außen. Gerade deshalb bringt ein chirurgischer Eingriff im Gesicht viele Emotionen mit sich. Die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) hat die Aufgabe, angeborene oder erworbene Formveränderungen - wie etwa nach Unfällen - zu korrigieren oder zu rekonstruieren. Dabei geht es den Patienten nicht nur um den funktionellen Aspekt, sondern auch das Aussehen nach dem chirurgischen Eingriff spielt eine wichtige Rolle. Im Rahmen einer Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Wien wurden häufige Anwendungsfelder und verbesserte Behandlungsmethoden des Fachs vorgestellt.

Zahnimplantate auf dem Vormarsch

Ein Feld, indem in Österreich relativ häufig Eingriffe stattfinden, ist die Zahnärztliche Chirurgie. Vor allem Zahnimplantationen werden immer öfter durchgeführt. "Verliert man einen Zahn, verschwindet der (Kiefer-)Knochen", erklärt Friedrich Chiari, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie. In diesem Fall wird beispielsweise aus dem Beckenkamm Knochen entnommen und verpflanzt. Erst dann kann in dem wieder aufgebauten Kieferareal ein Implantat fixiert werden. In den vergangenen Jahren hat sich der zeitliche Abstand zwischen der Extrahierung eines Zahnes und dessen Ersatz durch ein künstliches Implantat immer mehr verkürzt, weil man eine Rückbildung des Kiefers nicht riskieren will.

"Verwachsene Schädelknochen"

Ein anderes Teilgebiet der Disziplin widmet sich "Verwachsenen Schädelknochen". Vielfach liegen verschiedene Wachstumsstörungen zugrunde, die alle mit einer verfrühten Verknöcherung (Synostose) der kindlichen Schädelnähte zusammenhängen. Der Linzer Chirurg Bernd Gattinger empfiehlt bei einer Wachstumsstörung des Hirnschädels eine möglichst frühe Behandlung: "Das Gehirn verdoppelt im ersten Lebensjahr des Menschen sein Volumen. Wenn hier der Schädel nicht mitwachsen kann, zieht das schwerste Konsequenzen nach sich."

Kunststoff statt Titan

Seit 2005 wird beispielsweise an der Wiener MKG-Universitätsklinik des AKH neues Material zur Fixierung von Knochenteilen am Schädel verwendet. Bisher wurden dafür Platten und Schrauben aus Titan benutzt, die nach erfolgter Knochenheilung wieder entfernt werden mussten. "Nun wird ein neues Kunststoffmaterial verwendet, das in einem warmen Wasserbad leicht geformt werden kann", so Arnulf Baumann von der Wiener MKG-Universitätsklinik. Zur Befestigung der Platten im Knochen dienen ebenfalls nicht mehr konventionelle Titanschrauben, sondern so genannte Kunststoffpins. Das Material dringt in feinste Poren und Kanälchen des Knochens ein und es entsteht eine haltbare und elastische Verbindung zwischen Platte, Pin und Knochen, die sich im Verlauf der Knochenheilung auflösen, so Baumann. Insgesamt stellt das neue System eine wichtige Innovation dar, die Operationen werden vereinfacht und die Eingriffsdauer verkürzt. Der wesentliche Vorteil für den Patienten ist der Wegfall des zweiten Eingriffs zur Entfernung des Titanmaterials. (APA/red)