Böckstein/Bad Gastein - Chronische Schmerzen des Bewegungsapparates sind für viele Bestandteil ihres Alltages. "Bislang wurden Körperschmerzen unbekannter Ursache oft als 'Weichteilrheumatismus' eingeordnet und dementsprechend behandelt. Erst 1990 wurde die Fibromyalgie als eine neue Kategorie für derartige Beschwerden geschaffen, aber immer noch herrscht keine Einigkeit, ob es sich dabei um eine Erkrankung handelt, die zum neurologischen, rheumatologischen, psychiatrischen oder psychosomatischen Fachgebiet in der Medizin zählt", erklärt Bernhard Kürten, Chefarzt im Heilstollen Gastein.

Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS) ist eine chronische Erkrankung und äußert sich durch Schmerzen der Muskulatur; unterschiedliche Körperpunkte sind druckempfindlich. "Eine genaue Ursache für die Erkrankung ist bis jetzt noch nicht bekannt, vermutet werden eine Störung in der Muskeldurchblutung oder der Schmerzverarbeitung in Gehirn und Rückenmark", erklärt Kürten. Am häufigsten betroffen sind Frauen im mittleren Lebensalter, in seltenen Fällen können aber auch Männer oder Kinder daran erkranken.

Nicht ernst genommen

Erschwerend kommt die geringe Anzahl von Spezialisten hinzu, die mit der Erkrankung und den Behandlungsmethoden dafür vertraut sind. Immer wieder klagen Betroffene darüber, dass sie von den Ärzten mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen und vielen, teils wirkungslosen Therapien ausgesetzt werden. "Das ist nicht zuletzt auch ein Grund, warum es bis zur Diagnose von Fibromyalgie im Durchschnitt bis zu sieben Jahren dauert", weiß Kürten.

Interdisziplinäre Behandlung

Die Behandlung von FMS erfolgt über ein so genanntes multimodales Konzept, das unterschiedliche Maßnahmen kombiniert. "Wir wissen, dass sowohl körperliche als auch psychische, genetische, hormonelle und soziale Faktoren Einfluss auf die Entstehung der Beschwerden haben. Aus diesem Grunde ist es notwendig und sinnvoll, mit einem so genannten multimodalen Behandlungskonzept auf möglichst viele dieser unterschiedlichen Faktoren einzuwirken", erläutert Hans Georg Kress, Vorstand der Klinischen Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie der Medizinischen Universität Wien.

Neben der medikamentösen Therapie sind es vor allem die Information über die Erkrankung, Verhaltenstherapie und psychologische Schmerzbewältigung, die zum Erfolg führen. Ergänzt wird das Programm durch physikalische Maßnahmen einschließlich Bewegungstherapie und Ausdauertraining, aber auch Entspannungstechniken und Akupunktur. Auch die Radon-Hyperthermiebehandlung oder Radon-Heilstollenbehandlung sei im Rahmen einer ganzheitlichen Fibromyalgietherapie eine nützliche Ergänzung für manche Patienten.

"Keine dieser Maßnahmen für sich alleine betrachtet ist ausreichend, um den Patienten ein normales Maß an Lebensqualität zu ermöglichen, erst die Gesamtwirkung erreicht für viele eine deutliche Beschwerdebesserung und einen Zugewinn an Lebensqualität", weiß Kress aus Erfahrung. (red)