Nichts sehen. Nichts hören. Nichts sagen. Das scheint verbreitetes Rollenverständnis von Aufsichtsräten in Österreich zu sein. Hannes Farnleitner (Exwirtschaftsminister) und Ferdinand Lacina (Exfinanzminister) sagen als Aufsichtsräte der Bank Medici, sie hätten nichts gewusst von Madoff-Geschäften. Die Aufseher der Kommunalkredit brauchen sich solcherart als Nichtwisser gar nicht zu Wort zu melden, weil der Generaldirektor Reinhard Platzer schnell entfernt wurde und damit alles erledigt ist. Immofinanz-Aufseher detto. Kapitalvertreter und Arbeitnehmervertreter ebenso.

Ganz neu ist das nicht, erinnert man sich etwa an Libro oder Bawag. Oder an das Schweigen von Aufsichtsräten in Unternehmen aus dem Portfolio der ÖIAG. Aber: Die Krise macht Defizite jetzt im Paket sichtbar. Damit werfen sich jetzt sehr unangenehme Fragen nach Qualifikationen, Pflichten und Haftungen auf.

Eine kleine Reparatur unseres Corporate-Governance-Kodex wird nicht reichen, um die Reputation dieser Funktion wiederherzustellen. Ein wenig Kosmetik wird den Wegschauern keine Glaubwürdigkeit bringen. Wir sammeln jetzt im "Standard Governance Circle" Ideen und Ansatzpunkte für effektive Aufsichtsräte. (Karin Bauer/DER STANDARD; Printausgabe, 17./18.1.2009)