Dieter Schrage (73) ist Seniorenvertreter.

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Florian Rabeinstein (22) ist Bezirksrat.

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"Grüne sind kleinstes Übel"

Veteran der linken Szene vermisst das Alternative

"Noch einmal möchte ich über die Stränge schlagen!" : So begründete Dieter Schrage 1987 seinen Abschied von der SPÖ. Was er bei den Grünen zu finden hoffte: basisdemokratische Politik, die sich nicht von jenen entfernt, die sie vertritt.

Zwei Jahrzehnte später hält Schrage das Alternative, das ihm so wichtig ist, für verflogen: Längst sammeln grüne Mandatare Ämter, pfeifen auf die Basis und verweigern, Posten im Sinne einer Rotation anderen zu überlassen. Schrage: "Ich bin noch bei den Grünen, weil sie das kleinste Übel sind."

Der 73-jährige Kulturwissenschafter findet falsch, dass die Klubobfrau im Parlament gleichzeitig Parteichefin wird - Eva Glawischnig wählen wird er trotz "Grundskepsis" dennoch. Er freut sich auf eine Frau an der Spitze. Am Vorgänger missfiel ihm, dem Linken mit den anarchistischen Wurzeln, das "Rosarote" . Schrage, der - was in einer jugendfixierten Partei nicht leicht war - eine grüne Seniorenlobby aufbaute, hatte Alexander Van der Bellen schon vor Jahren subtil den Rückzug empfohlen: "Sascha, du wärst mein perfekter Nachfolger."

"Klotzige, keine softe Politik" will Schrage - die Chance zum Regieren, durchaus auch mit der ÖVP, ergebe sich dann von selbst. "Ein Leiberl reißen" könnten die Grünen am besten mit dem Umweltthema, mehr noch als mit Sozialpolitik, sagt er: "Auch wenn meine Wiener Kollegen, wenn sie das hören, ohnmächtig werden."

"Keine 30-Prozent-Partei"

Nachwuchspolitiker pocht auf grüne Ideale

Als die schwarz-blaue Regierung 2000 antrat, war Florian Rabenstein gerade 13. Damit gehörte er wohl zu den jüngsten Demonstranten gegen die Wende - jedenDonnerstag, ein halbesJahr lang. Nach dieser politischen Initiation ging Rabensteins Karriere flott voran: Mit 14 kam er zu den Grünen in seiner Heimat Wien-Josefstadt, dann zur Grün-Alternativen Jugend, wurde Schulsprecher und Bezirksrat. 2005 verfehlte er knapp den Einzug in den Wiener Landtag, dieses Ziel will er 2010 wieder anpeilen.

Dem mittlerweile 22-jährigen Politikwissenschafts-Studenten ist die "laufende Erneuerung" bei den Grünen wichtig - auch an der Parteispitze: "Alexander Van der Bellen hat viel zur Stabilisierung der Partei beigetragen, nach elf Jahren war der Wechsel aber gut. Die Grünen sind jetzt nicht mehr so konsensorientiert."

Mit angriffigerem Auftreten und "klareren Antworten" könnten die Grünen auch die junge Wählerschicht besser erschließen, ist Rabenstein überzeugt. Die grünen Ideale "verraten" , um Stimmen zu gewinnen, das kommt für ihn aber nicht infrage: "Eine 30-Prozent-Partei werden wir sicher nie werden. Wir haben unsere Ansprüche, und die möchte ich nicht fallen lassen." Wachstum sei aber möglich, "wenn man die Inhalte kantig präsentiert, ohne immer darauf zu schauen, wie man in die Regierung kommt - obwohl das natürlich auch eine interessante Sache ist" . (Gerald John, Andrea Heigl/DER STANDARD Printausgabe, 17./18. Jänner 2009)