Wien - Livefilm-Performances haben sich in den vergangenen Jahren als eigene künstlerische Ausdrucksform zwischen Video, bildender Kunst und Choreografie etabliert. Der junge Wiener Künstler Jan Machacek mischt dabei mit einer ganz eigenständigen, installativen Strategie mit. Im Konzerthaustheater des brut zeigt er - noch bis zum Sonntag - seine jüngste Laufbild-Liveperformance: „you delay".

Unbestreitbare Meisterin des Genres ist, spätestens seit 2001 mit ihrem Stück „Shelf Life", die New Yorker Big Art Group unter Caden Manson, die in Österreich bereits mehrfach zu sehen war. Ein weniger gelungenes Beispiel zeigte vor kurzem mit Super Night Shot die Gruppe Gob Squad im brut Künstlerhaus. Brillant dagegen war Markus Schinwalds Live-Sitcom exceptions prove the rule 2007 im Tanzquartier. Und auch das französisch-österreichische Kollektiv Superamas hat sich intensiv und überaus erfolgreich mit Elementen von Livefilm auseinandersetzt.

Jan Machacek ist seit 2001 mit Solo- und Gruppenarbeiten aktiv und kam 2006 bei der Choreographic Platform Austria im nun leider geschlossenen Linzer CCL auch in den Kontext des zeitgenössischen Tanzes. Sein Film erase remake wurde 2007 mit dem Diagonale-Preis für innovatives Kino der Stadt Graz ausgezeichnet. In you delay setzt sich der Künstler nun mit Chris Markers berühmtem dystopischem Sciencefiction-Film La Jetée (1962) auseinander.

Zusammen mit der Performerin Anat Steinberg kehrt Machacek Markers mediales Bild-Text-Zeit-Gerüst nach außen und verwandelt die Kluft zwischen Liveness und Aufzeichnung, Erlebnis und Erinnerung, Körper und Bild zu einer großartigen Heterotopie. (Helmut Ploebst / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.1.2009)