Washington - "Change" ist das Erkennungszeichen Barack Obamas. Umso bemerkenswerter, wie viel Kontinuität die Personalpolitik des Weißen Hauses bestimmt - jene, bei der es um den Alltagsbetrieb der präsidialen Residenz geht. Die Chefköchin zum Beispiel, Gebieterin über fünf Assistenten. Wichtige Restaurantkritiker des Landes legten dem neuen Hausherrn einen Wechsel ans Herz. Cristeta Cromerford, die vor vier Jahren auf Walter Scheib folgte, war von Laura Bush ausgesucht worden.

Vier Jahre, fanden die Anhänger kulinarischer Erneuerung, seien genug. Wie wäre es damit, sich auf biologisch einwandfreie Produkte aus dem White-House-Gemüsegarten (den es noch nicht gibt) zu spezialisieren? Die Redaktion des Magazins Gourmet bot sogar an, bei der Suche nach würdigem Ersatz mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Nun aber hat Michelle Obama ein Machtwort gesprochen. Cristeta Cromerford bleibt.

Flexibel und verschwiegen

Den Ausschlag gab wohl, dass sie eine kleine Tochter hat. "Wir hatten dieselben Ansichten, was die Bedeutung gesunden Essens und gesunder Familien angeht", ließ Frau Obama in einem Rundschreiben wissen. Und Scheib, der sowohl die Clintons als auch die Bushs bekochte, bevor Laura ihn feuerte, fügte erklärend hinzu, nach welchen Kriterien der begehrte Posten vergeben wird. Man müsse, natürlich, erstens gutes Essen auf den Tisch bringen, sich zweitens leicht anpassen können (den Vorlieben der First Family) und drittens verschwiegen sein. "Diese Kombination ist unter gefeierten Köchen nur schwer zu finden", meint Scheib. Cristeta Cromerford, vor 46 Jahren auf den Philippinen geboren, scheint ihr perfekt gerecht zu werden.

Auch sonst wird vieles beim Alten bleiben. Wie in jedem Frühjahr werden die Hausgärtner, dieselben wie immer, bald 3500 Tulpen im Garten pflanzen. Wer die Obamas mit Nahrungsmitteln beliefern will, muss sich vom Secret Service grünes Licht holen. Ein Butler wird dem Präsidenten morgens die Zeitungen bringen, wobei man erwähnen sollte, dass nicht nur einer, sondern sechs Butler zu Diensten stehen. 90 Hausangestellte gibt es insgesamt, von der Putzfrau über den Installateur bis hin zum Kalligrafen, der festliche Urkunden ausstellt. Der Manager, der das alles organisiert, trägt den Titel Chief Usher.

Gary Walters, ein pensionierter Vertreter dieser seltenen Spezies, hat neulich aus dem Nähkästchen geplaudert, es war eine Lektion in Sachen Kontinuität. Wie alle seine Vorgänger, ließ er durchblicken, werde Obama seine Anzüge auf eigene Kosten chemisch reinigen lassen. Hemden dagegen werden hausintern gewaschen und gebügelt. Staatsdinner, Grillpartys für Kongressabgeordnete oder Stehbanketts fürs diplomatische Korps werden aus Steuermitteln bestritten. Der Präsident dagegen zahlt alles, was er, seine Familie und private Gäste jenseits zeremonieller Anlässe verzehren. (fh/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.1.2009)