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Bei dem Anschlag nahe der deutschen Botschaft in Kabul starben fünf Menschen.

Foto: REUTERS/Ahmad Masood

Kabul - Ein Selbstmordattentäter hat vor der deutschen Botschaft in Kabul fünf Menschen in den Tod gerissen. 28 weitere wurden teils schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelte es sich um vier afghanische Passanten und einen US-Soldaten, wie die afghanischen Behörden und die US-Streitkräfte erklärten. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag und erklärten, er habe sich gegen deutsches Militärpersonal gerichtet.

Verletzt wurden 21 Afghanen, sechs amerikanische Soldaten eines gegenüber der diplomatischen Vertretung liegenden Stützpunktes und ein ziviler US-Bürger. Das Auswärtige Amt in Berlin erklärte, einige Mitarbeiter der Botschaft in der afghanischen Hauptstadt seien verletzt worden. An den Gebäuden seien Schäden entstanden. An der Vertretung sei ein Krisenstab eingerichtet worden. Zur Verstärkung der Sicherheit der Botschaft befänden sich auch Feldjäger der Bundeswehr vor Ort.

Merkel: Weiteres deutsches Engagement

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich entsetzt über diesen "menschenverachtenden Terrorakt". Sie hoffe, dass keine weiteren Opfer zu beklagen sein werden und die Verletzten rasch genesen, erklärte Merkel am Samstag in Berlin. Deutschland werde sein Engagement in Afghanistan weiter aufrechterhalten, betonte die Kanzlerin. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte den Anschlag als "feigen Akt der Barbarei" und sagte: "Deutschland steht zu seinem Engagement in Afghanistan. Wir werden uns durch Terror und Schrecken nicht davon abbringen lassen, unsere Hilfe für das afghanische Volk fortzusetzen". Der afghanische Präsident Hamid Kartai verurteilte den Anschlag als unislamisch und inhuman.

Ein US-Militärsprecher, Chris Kubik, sagte, die Mauer um das Gelände des Stützpunktes habe der Explosion standgehalten. "Es war ziemlich nahe, aber ich kann Ihnen nicht sagen, ob sie uns angegriffen haben oder nicht", sagte der Oberstleutnant.

Die deutsche Botschaft liegt an einer kleinen zweispurigen Straße gegenüber dem US-Camp Eggers, das als Hauptquartier für die Ausbildung afghanischer Polizisten und Soldaten dient. Die Straße wird von Dutzenden afghanischen Sicherheitskräften bewacht.

Deutsche Soldaten als Ziel

Ein Sprecher der Taliban, Sabiullah Mujahid, erklärte, ein Selbstmordattentäter habe zwei Fahrzeuge angegriffen, in denen er deutsche Soldaten vermutet habe. "Die Taliban werden alle Länder zum Ziel machen, deren Truppen in Afghanistan sind", sagte Mujahid. Deutsche Soldaten seien im Norden des Landes an der Tötung Unschuldiger beteiligt. Die Bundeswehr hat im vergleichsweise ruhigen Norden des Landes rund 3.200 Soldaten stationiert.

Bei einem weiteren Selbstmordanschlag im Osten des Landes wurde nach Polizeiangaben am Samstag eine Zivilperson getötet, drei weitere sowie drei Polizisten wurden verletzt. Ziel des Täters war ein Konvoi von NATO-Truppe und afghanischer Polizei in der Provinz Nangarhar. Auch zu diesem Anschlag bekannten sich die Taliban. In der Provinz Helmand kam ein britischer Soldat bei Gefechten mit Aufständischen ums Leben.

In Nordafghanistan begrub eine Lawine am Freitag drei Fahrzeuge unter sich. Dabei kamen zehn Menschen ums Leben. Die Polizei erklärte, die Wagen seien über den Salang-Pass gefahren, der Kabul mit den nördlichen Provinzen verbindet. (APA/AP)