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Barack Obama will an seinem Handy festhalten.

AP Photo/Charles Dharapak

Von der National Security Agency NSA approbiertes Smartphone: Sectera Edge.

Foto: General Dynamics

 

Die E-Mail-Handys Blackberry des kanadischen Herstellers RIM, wegen ihres potenziellen Suchtcharakters oft "Crackberry" genannt, haben einen neuen Spitznamen: Barackberry - so sehr setzt Barack Obama in seiner Kommunikation mit Mitarbeitern, Freunden und Familien auf seinen Blackberry.

Hoher Preis

Aber nur wer selbst je die Magie ständiger E-Mail-Verbindung zur Welt erfahren hat, kann erahnen, welch hoher Preis mit dem Antritt des mächtigsten Amtes der Welt verbunden ist. Denn geht es nach dem Secret Service und den Anwälten des Weißen Hauses, wird Obama ab der Angelobung kommenden Dienstag auf einen gnadenlosen Entzug geschickt und sein Blackberry für die Dauer seiner Amtszeit interniert. Sollten Obama zwei Amtsperioden gegönnt sein, wird sein geliebtes Smartphone bei der Freisetzung im Jahr 2017 nur noch ein Museumsstück sein.

"Ich klammere mich noch an meinen Blackberry", klagte Obama bei einem Interview mit dem TV-Sender CNBC vergangene Woche über den bevorstehenden Entzug, "und ich weiß noch nicht, ob ich gewinnen kann."

Sicherheit

Der Hauptgrund für die rigorose Vorgangsweise des Geheimdiensts ist Sicherheit: Zwar gilt verschlüsselte Mail über den Blackberry als nicht knackbar, und selbst das FBI stattet seine Agenten mit Blackberrys als approbiertes Kommunikationsmittel aus. Ob jedoch auch militärische Geheimnisse im Schoß von Blackberrys als sicher gelten, wollte die National Security Agency (NSA), der geheimnisvolle Schnüffelapparat der Supermacht, nicht kommentieren.

Nebst der Sicherheit der über eine Blackberry gesendeten E-Mail geht es auch darum, dass das Gerät - wie jedes Handy - den relativ genauen Aufenthaltsort seines Trägers preisgeben könnte. Dazu müsste es einem Hacker nur gelingen, in die Server von Obamas Mobilfunkbetreiber einzudringen. Oder, vermutlich einfacher, einen Spitzel in der jeweiligen Telefonfirma dazu bestechen, diese Daten anzuzapfen.

Hoffnungsschimmer

Spätestens seit der Rolle, die Richard Nixons Tonbandaufzeichnungen im Watergate-Skandal geführt haben, gibt es auch schwere rechtliche Bedenken gegen einen Präsidenten, der seine E-Mails unkontrolliert von seinem Stab selbst schreibt. Denn jedes Dokument aus dem Weißen Haus könnte potenziell von einem Gericht angefordert werden.

Und fünf Jahre nachdem US-Präsidenten aus dem Amt geschieden sind, werden ihre Dokumente öffentlich zugänglich. Ein "Präsidial- Blackberry" würde automatisch auch jede damit gesendete Privatnachricht der Nachwelt öffnen - mit möglichen peinlichen Offenbarungen. Neue Fragen würden sich auftun: Würden auch die Protokolle der von Obama besuchten Webseiten öffentliches Eigentum? Oder seine Facebook- und Twitter-Statusmeldungen?

Lichtblick

Aber es gibt einen Lichtblick, berichtete vor wenigen Tagen der Onlinedienst News.com: ein Blackberry-artiges Gerät um 3350 Dollar (2520 Euro, ohne Betreibersubvention) vom Rüstungskonzern General Dynamics, Sectera Edge. Dieses Gerät wurde von der NSA für den militärischen Gebrauch klassifiziert; was daran erstaunt, ist die Software-Ausstattung des Sectera, der auf Windows Mobile beruht und den Internet Explorer und Windows Messenger zur Online-Kommunikation benutzt - Programme, deren immer wieder auftauchende Sicherheitslücken notorisch sind.

Ob Blackberry, Sectera, ein noch in Entwicklung befindliches weiteres militärtaugliches Smartphone ("Guardian") oder Entzug: Einen Gewinner des Interesses an Obamas Blackberry gibt es - den kanadischen Hersteller RIM (Research in Motion). Marketingexperten schätzen nach einem Bericht der New York Times den Werbewert der Berichterstattung auf 25 bis 50 Mio. Dollar. Quasi eine präsidenzielle Konjunkturspritze für Blackberry. (Helmut Spudich aus Seattle, DER STANDARD/Printausgabe, 17.1.2009)