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US-Schauspieler Patrick Swayze ist krank und hat trotzdem eine Fernsehserie gedreht.

Foto: AP/Lefteris Pitarakis

Am Donnerstag startete in Amerika eine neue TV-Serie, die bereits weltweit von sich reden machte. Ihr Name: "The Beast" (Das Biest). Ihr Hauptdarsteller: Patrick Swayze. Er ist es, der die Krimireihe bereits im Vorfeld der Ausstrahlung in die Schlagzeilen brachte - und das nicht nur wegen seiner "großartigen Leistung", wie US-Fernsehkritiker urteilen. Patrick Swayze spielt darin einen Polizisten, einen, der mit dem Leben abgeschlossen hat, keine Gefühle mehr hat, ein "Biest" eben.

Das allein wäre nicht aufsehenerregend. Das, was es speziell macht, ist Swayzes eigenes Leben. Nur kurze Zeit nach dem Beginn der Dreharbeiten bekam Swayze die Nachricht von einem Biest, das tief in seinem Körper sitzt. Die Diagnose für den berühmten Schauspieler, der mit "Dirty Dancing" in den 80er-Jahren berühmt wurde, lautete Bauchspeicheldrüsenkrebs. Innerhalb von Wochen magerte der Frauenschwarm vom gestählten Cowboy zu einem kranken, um Jahrzehnte gealterten Mann ab. Und auf einmal steht dem todessehnsüchtigen Cop aus der Serie ein Mann gegenüber, der um sein Leben kämpft - täglich und mit allen Mitteln.

Swayze kennt die Sterblichkeitsraten genau. Nur fünf Prozent aller US-Patienten leben nach einem Jahr noch. Ob er Angst habe, fragte ihn die ABC-Journalistin Barbara Walters in einem Interview letzte Woche. "Ja, ich habe Angst. Ja, ich bin wütend. Ja, ich frage, warum gerade ich. All diese Gedanken gehen mir durch den Kopf", so seine überaus ehrliche Antwort.

Doch Swayze hat einen Weg gefunden, seine Angst zu betäuben. Zum einen macht er sich selbst und allen Patienten mit demselben Schicksal Mut, indem er ihnen beweist, dass einstweilen das Leben weitergeht. Er lebt, geht zur Therapie und - vor allem - arbeitete er und schaffte, was niemand für möglich hielt. An manchen Tagen stand er für die Zwölf-Folgen-Geschichte bis zu zwölf Stunden am Filmset.

Medizin im Hintergrund

Ermöglicht haben ihm dies seine Ärzte von der bekannten Klinik der Stanford University. Sie ver-abreichten ihm während des Drehs eine Kombination aus Chemo- therapie und Aufbaukur. Zehn Kilo nahm er nach den ersten Operationen und Therapiezyklen dank "Muskelaufbau-Shakes", wie Swayze es nennt, wieder zu.

Gewöhnlich folgt eine Behandlung aus Chemo- und Strahlentherapie. "Die Kombination macht aber nur Sinn, wenn sich der Tumor nicht weiter ausbreitet", erklärt Werner Scheithauer vom AKH Wien. Das war bei Swayze nicht der Fall. Er hatte bereits Metastasen in der Leber. Das Stadium IV, wie Ärzte es nennen, veranlasste den Schauspieler wohl, sich an einer experimentellen Studie zu beteiligen. Denn tatsächlich ist es mit Ausnahme eines Medikaments des Pharmaherstellers Roche bislang zu keinen neuen durchbrechenden Erfolgen gekommen. Das Biological Erlotinib, das das Wachstum des Tumors stoppen soll, kann das Leben einiger Patienten verlängern, wenn es gemeinsam mit einer Chemotherapie verabreicht wird. Doch das biotechnologisch hergestellte Medikament, das in die Körperfunktion eingreift, ist in Fachkreisen umstritten.

Swayzes Ärzte entschieden sich, ihm ein neuartiges Medikament zu verabreichen, das bislang bei Darmkrebs verwendet wurde. Vatalanib, ebenfalls ein Biological, hat das Ziel, die Gefäßneubildung zu verhindern, um den Tumor buchstäblich auszuhungern, also die Nährstoffzufuhr zu unterbrechen. Wie wirkungsvoll das ist, wird die Studie erst ergeben - sie ist einstweilen noch nicht abgeschlossen. In den kommenden Monaten wird sich weisen, wie Patrick Swayze weitermachen wird. Seine Produktionsfirma denkt bereits laut über eine zweite Staffel nach. "Da gibt es dieses Gefühl in mir, das mir sagt, ich muss noch etwas machen, es war noch nicht genug", sagte Swayze der New York Times. Das war im Oktober. Vergangene Woche musste er wegen einer akuten Lungenentzündung ins Krankenhaus. (eg, DER STANDARD, Printausgabe, 19.01.2009)