Berlin (APA/dpa) -

"Frankfurter Rundschau":

"Die Niederlage der SPD ist nicht zum strahlenden Sieg für die CDU geworden. Was Roland, der Wüste, im Wahlkampf 2008 vergeigt hat, konnte Roland, der Sanfte, ein Jahr später nicht wieder gutmachen. Das wird auch an Koch liegen, aber nicht nur an ihm. Es entspricht dem Bild, das die Union bundesweit bietet: Die SPD schwächelt, aber CDU und CSU profitieren kaum davon. Sie verharren in demoskopischen Niederungen, aus denen heraus Regierungen schwer zu bilden sind. Die Männer hinter Merkel werden nervös. Sie haben Grund dazu. Dass in Hessen ausgerechnet die FDP die Schwäche der CDU kompensiert und wie!, das ist ein Phänomen, dessen Erklärung in den nächsten Tagen Demoskopen und Parteienforscher voll auslasten wird. Ihr Spitzenkandidat Jörg-Uwe Hahn ist vor allem durch seine Ergebenheitsadressen an Koch und die CDU aufgefallen. Und die Bundes- FDP muss eigentlich erst klären, wie sie es mit dem Kapitalismus in der Krise hält."

"Berliner Zeitung":

"Der amtierende hessische Ministerpräsident hatte noch in einem weiteren Punkt das Glück auf seiner Seite, und der heißt Wirtschafts- und Finanzkrise. Krisenzeiten sind immer gute Zeiten für die Regierenden, gleich, ob Elbe und Oder das Land überfluten oder die Wirtschaft düsteren Zeiten entgegengeht. Einer wie Koch weiß das zu nutzen. Dennoch ist es unter dem Strich doch ein für einen amtierenden Regierungschef blamables CDU-Ergebnis. Er bleibt Ministerpräsident, aber nur dank einer gemästeten FDP und einer am Boden liegenden SPD."

"Thüringer Allgemeine":

"Die hessischen Verhältnisse haben damit ein Ende. Gut so. Ein Plädoyer für Koch ist es dennoch nicht. Eigentlich wollten die Hessen ihn los werden. Zu klebrig der Mann. Daher die vielen Stimmen für die Liberalen. Daher die schwachen Zuwächse für die Union. Doch in schweren Zeiten hat das Bekannte Konjunktur. So bekam der CDU-Konservative eine zweite Chance, auch indem er im Wahlkampf im Wesentlichen die Klappe hielt. Mal sehen wie lange die Lektion vorhält."

"Augsburger Allgemeine":

"Haben wir in Hessen ein Stück Zukunft gesehen? Dann sollten wir uns auf politische Umwälzungen einstellen: schwache Große, starke Kleine und viele frustrierte Nichtwähler. Einen Hauch dieses Trends hat auch Bayern erlebt. Im Herbst wird bundesweit gewählt. Die Regierung in Berlin sollte das hessische Ergebnis als Warnsignal nehmen. Um die Wähler zu verärgern, braucht man weder eine Andrea Ypsilanti noch einen Roland Koch. Es lohnt sich auch für die Großen in Berlin, das Ohr ein wenig bei den Leuten zu haben. Sonst setzt sich der Hessen-Trend fort."