In den 80ern, in der südlichen Steiermark, haben wir keine Räder abgesperrt. Wir haben sie einfach in der Stadt vor dem Kaffeehaus abgestellt. Und waren sie, wenn wir sie wieder brauchten, nicht mehr da, wo wir sie abgestellt hatten, haben wir sie einfach vor der Kaserne oder dem Bahnhof wieder abgeholt. Das System funktionierte durch Bundesheerler und für die Leute, welche hinter der Kaserne wohnten. Wenn sie aus der Stadt kamen, aber zu faul zum Gehen waren, nahmen sie einfach ein nicht abgesperrtes Fahrrad, fuhren bis zu den Landesverteidigern und hatschten erst von dort nach Hause. Ich war zu ehrlich, um mir bei Bedarf ein Fahrrad zu stehlen und damit bis zur Kaserne zu fahren, wo inzwischen eh schon mein Drahtesel auf mich wartete. Blöd war nur, wenn dann doch schon einer mit meinem Rad zum Bahnhof unterwegs war.
Das System konnte sich nicht bis in die heutige Zeit retten. Fahrräder wurden kostbarer und auch ich bestand irgendwann darauf, dass ich mein Fahrrad bewusst dazu vor dem Lokal abgestellt hatte, um von da auch wieder weg zu fahren. Ich montierte ein Zahlenschloss zwischen die Speichen eines der Räder. Nur drei Zahlen musste ich mir merken. Ich hatte es damals aber nicht so mit den Zahlen und nicht nur einmal fiel mir die Nummer meines Schlosses erst wieder ein, als ich es, mit einem Hauch von Fingerspitzengefühl, fertig geknackt hatte. Und genauso viel Mühe mit dem Öffnen des Schlosses hatte jeder X-Beliebige. Heute kaufen wir superschwere Schlösser, die weder mit Bolzenschneidern noch alltäglicher Wurstfinger-Sensibilität zu öffnen sind. Darin liegt wohl der Grund, warum Fahrräder immer leichter werden mussten: um das Gesamtgewicht von Rad und Sicherheitseinrichtung konstant zu halten.
Absperren, unauffällig machen und markieren
Fahrradclubs und Polizei raten dazu, Räder mit robusten Bügelschlössern zu sichern. Dabei sollen Vorder-, Hinterrad und Rahmen mit einem möglichst immobilen Gegenstand verbunden werden. Bügelschlösser sollte man nicht in Bodennähe anbringen, damit ihnen nicht doch jemand mit dem Hammer zu nahe kommen und sie knacken könnte. Außerdem sollte der Schließmechanismus immer nach unten zeigen und das Fahrrad nicht an Orten stehen gelassen werden, die implizieren, dass der Besitzer beschäftigt ist. Radständer vor Kinos und auf Bahnhöfen sind nicht sehr sicher, vor allem auch deshalb, weil sich niemand wundert, wenn am Bahnhof jemand ein Fahrrad in den Kofferraum eines Autos verfrachtet. Unangenehm wird ein derartiges Entwenden eines Fahrrades, ist dieses mit einer Alarmanlage gesichert. Die Alarmanlage ist in das Schloss integriert und schlägt bei Bewegung an, wird sie nicht nach dem Warnsignal deaktiviert.
Experten empfehlen auch das eindeutige Markieren des Fahrrades. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, von Mikropunkten, die auf alle Teile des Fahrrades aufgesprüht und danach ausgelesen werden können, über Mikrochips, die im Rahmen integriert werden, bis zu der im Rahmen versteckten Visitenkarte. Diese Methoden schützen zwar nicht davor, dass das Fahrrad entwendet wird, aber man kann es spätestens dann wenigstens als das eigene identifizieren, wenn es einem wieder zum Kauf angeboten wird.
Damit es gar nicht so weit kommt, dass jemand mit seinem Fahrrad abhaut, hat Andreas Borutta eine individuelle Diebstahlsicherung entwickelt. Er entstellt sein Fahrrad mit grauslichen Farben, aufgeklebten Flokati-Resten oder durch grobes Wegfeilen aller Firmenlogos. Schutz vor Diebstahl und Vandalismus nennt er auf seiner Homepage die Devastierung seines Eigentums.
Ich persönlich hab noch eine Möglichkeit gefunden, mein Rad uninteressant für andere zu machen. Ich habe mir ein Einrad gekauft. Dieses brauche ich nur mit einem normalen Schloss zu sichern. Von denen, die das Schloss knacken können, kommen sicher die wenigsten allzu weit. Einziger Nachteil - ich beherrsche das Fahren mit dem Einrad auch noch nicht. Aber das wird schon noch. (Text & Foto: Guido Gluschitsch)