Peking/Lhasa - In Tibet soll künftig ein gesetzlicher Feiertag an die vollständige kommunistische Machtübernahme nach der blutigen Niederschlagung des Volksaufstands durch die chinesische Armee und der Flucht des Dalai Lama vor 50 Jahren erinnern. Das beschloss der tibetische regionale Volkskongress in Lhasa, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Montag meldete. Die 382 Abgeordneten hätten einstimmig dafür gestimmt, den 28. März künftig als "Tag der Befreiung vom Feudalismus" zu begehen.

Der Dalai Lama und seine Gefolgsleute im indischen Exil hätten mit allen Mitteln versucht, "das feudalistische Sklavenhaltertum wiederherzustellen", hatte Xinhua tibetische KP-Politiker zitiert. Anfang November war die letzte Gesprächsrunde zwischen Bevollmächtigten des Dalai Lama und der chinesischen Regierung ergebnislos abgebrochen worden. Peking warf dem 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, vor, nach wie vor einen "Geheimplan" zur Erlangung der Eigenstaatlichkeit Tibets zu verfolgen. Die chinesische Führung hatte den Gesprächen mit der Exilführung im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking unter internationalem Druck zugestimmt. Zuvor hatte Peking den Dalai Lama beschuldigt, die schweren Unruhen in Tibet vom März vorigen Jahres angezettelt zu haben.

"Demokratisch reformiertes" Tibet

Peking sieht sich als Befreier von Millionen von Leibeigenen in dem früheren buddhistischen Klosterstaat im Himalaya und nimmt für sich in Anspruch, Tibet "demokratisch reformiert" zu haben. 1965 wurde von den Kommunisten die "Autonome Region" Tibet errichtet, nachdem große Landesteile im Osten und Norden an die Nachbarprovinzen angegliedert worden waren. Chinas kommunistische "Volksbefreiungsarmee" war bereits 1950/51 in Tibet einmarschiert.

Im März 1959, nach der Niederschlagung einer Volkserhebung, waren der Dalai Lama und die tibetische Regierung mit mehr als 100.000 Landsleuten über die Grenze nach Indien geflohen. Das mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Exil-Oberhaupt hat Peking wiederholt schwere Menschenrechtsverstöße in seiner Heimat vorgeworfen, unter anderem Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen. Die chinesische Siedlungspolitik in Tibet verurteilte er als "kulturellen Völkermord". Die massive Ansiedlung von Han-Chinesen sei eine "demografische Aggression", um die Tibeter zur Minderheit im eigenen Lande zu machen. (APA/AP)