Die USA haben im 20. Jahrhundert zwei große wirtschaftspolitische Kurswechsel erlebt - Franklin Roosevelts New Deal und die Reagan-Revolution in den Achtzigerjahren. Die Ankunft von Barack Obama im Weißen Haus in Zeiten des Finanzkollapses und einer tiefen Rezession erscheint wie eine weitere große Wende. Am stärksten werden sich das Sozialwesen und die Haltung der USA gegenüber dem Rest der Welt ändern.

In den Vierziger- und Fünfzigerjahren wurde in den USA ein großzügiges Krankenversicherungs- und Pensionssystem geschaffen, aber dies wurde von den Unternehmen finanziert, nicht von der Regierung. Dieses Sicherheitsnetz ist jetzt zerrissen; mit General Motors steht der größte Anbieter am Rande des Ruins. Ein neuer Zugang zum Risikomanagement von Krankheit und Alter wird die neue Wirtschaftsära prägen. Der Staat wird eine größere Rolle spielen, wenn auch nicht ganz so zentral wie in Westeuropa.

Ein anderer Kernpunkt der neuen Ära ist die internationale Kooperation. Die Reparatur der Finanzaufsicht hat für Obama Priorität. Genauso wie das Kapital muss auch die Regulierung Grenzen überschreiten. Ähnliche Überlegungen werden in die Umweltpolitik einfließen. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die USA internationale Institutionen begeistert angenommen, aber aus einer Position der Dominanz. Eine Rückkehr heute wäre ein ganz anderes Unterfangen - und würde die Spielregeln in der Weltpolitik verändern. (Justin Fox, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.1.1.2009)