Mr. President Obama, bitte geben Sie uns unser altes Amerika zurück. Das wünscht sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Mehrheit der Europäer und vielleicht sogar eine Weltmehrheit. Jene USA, die bei aller gelegentlicher Unbegreiflichkeit, ja bei allem gelegentlichen Wahnsinn, doch etwas ungemein Wertvolles und Seltenes waren: eine Führungsmacht, die trotz allem eine Kraft der Freiheit geblieben ist; die trotz aller weltpolitischen und innenpolitischen Verirrungen, trotz mancher Brutalität, trotz einer Neigung zur Interessenpolitik und zu einem gewissen Imperialismus letztlich doch immer ein Gegengewicht zu den Todfeinden der Demokratie war.

Ja, ja, wir wissen es, für linke und rechte Weltverschwörungstheoretiker, für dumpfe Stammtischräsonierer und pseudointellektuelle Posting-Könige gleichermaßen sind die USA der eigentliche Weltfeind.

Die Jahre unter dem umnachteten Bush und seiner Gang schienen das sogar zu untermauern. Die Wahl Obamas allein ist aber schon der Beweis für die Erneuerungsfähigkeit der US-Demokratie. Viele Hoffnungen liegen auf ihm; vor allem die eine, dass die USA wieder eine positive Kraft werden. (rau/DER STANDARD, Printausgabe, 20.1.2009)