Wien - Zahlreiche Einrichtungen haben auf den am Montag bekanntgegebenen Rücktritt Ingela Bruners als Rektorin der Universität für Bodenkultur mit Bedauern reagiert. Bruner war seit rund einem Jahr im Amt und die erste Frau an der Spitze einer österreichischen staatlichen Universität. Der Umgang mit Bruner sei "sicher kein Signal zu mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen", so der Generalsekretär des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF), Roland Graf, in einer Aussendung am Dienstag.

Besser im öffentlichen Dienst

Immer noch seien nur 15 Prozent aller Führungskräfte weiblich, so das WdF weiter. Im Detail sind laut einer Studie des Forums in der dritten Ebene der Führungskräfte noch 23 Prozent der Jobs mit Frauen besetzt, in der zweiten 19 und und der ersten Ebene nur noch 13 Prozent. Dabei sei es im Westen Österreichs noch tendenziell leichter, als Frau Karriere zu machen. Auch der öffentliche Dienst und Unternehmen mit öffentlicher Beteiligung seien vergleichsweise frauenfreundlicher bei der Besetzung von Führungsposten.

Für die Frauensprecherin der Grünen, Judith Schwentner ist der Abgang Bruners "aus frauenpolitischer Sicht ein großer Verlust" und ein "fatales Signal". Offenbar seien die derzeitigen Strukturen nicht dazu geeignet, den Weg von Frauen in Führungspositionen zu erleichtern, kritisierte Schwentner die Gesetzeslage und forderte für die Nachbesetzung der Rektoratsstelle an der Boku wieder eine Frau.

"Enttäuscht"

"Enttäuscht" vom Rücktritt der Boku-Rektorin zeigte sich auch der Bund sozialdemokratischer AkademikerInnen (BSA). Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die verschiedenen Universitätsorgane scheinen auch laut BSA-Präsidentin, Maria Berger, zu den Spannungen zwischen Bruner und dem Boku-Senat beigetragen zu haben. "Es ist schade, dass die Boku nach ihrem aufsehenerregenden Schritt erstmals eine Frau zur Rektorin zu wählen, nun so schnell der Mut verlassen hat", so Berger. (APA)