London/Wien - Etwa ein Prozent der Menschen weltweit leidet an Schizophrenie. 80 Prozent der Betroffenen könnten durch eine optimale medikamentöse Behandlung vor regelmäßigen Rückfällen bewahrt werden. Am schwierigsten ist aber ihre gesellschaftliche und soziale Situation. Rund 40 Prozent fühlen sich laut einer brandneuen internationalen Studie - mit österreichischer Beteiligung - in Beruf bzw. Privatleben diskriminiert. Österreich liegt unter 27 Staaten im Mittelfeld.

Tiefeninterviews

Stigmatisierung und Diskriminierung von Schizophrenie-Patienten sind offenbar weit verbreitet. Die Wissenschafter um Graham Thornicroft vom Institut für Psychiatrie am King's College in London führten in 27 Staaten Tiefeninterviews mit insgesamt 732 Schizophrenie-Kranken durch. In Österreich war an der Erstellung der Untersuchung der Wiener Universitäts-Psychiater Heinz Katschnig beteiligt. Beschrieben werden sollten die Art und die Intensität der Diskriminierung der Betroffenen in Beruf- und Privatleben sowie deren diesbezügliche Ängste.

Ergebnisse

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass es sich bei der Stigmatisierung von Schizophrenen weiterhin um ein großes Problem handelt:

  • 47 Prozent der Patienten fühlten sich in der Aufrechterhaltung ihres Freundeskreises nach dem Ausbruch der Erkrankung diskriminiert
  • 43 Prozent erlebten eine diskriminierende Behandlung sogar im Familienkreis
  • 29 Prozent waren bei der Jobsuche und ebenfalls so viele in der Aufrechterhaltung ihrer Beschäftigung benachteiligt
  • 27 Prozent hatten gar bei ihren intimen sexuellen Beziehungen Zurückweisungen erlebt
  • nur 5 Prozent der Betroffenen fühlten sich infolge ihrer Erkrankung sogar von der Umwelt besonders gefördert.

Insgesamt 27 Prozent der Probanden erklärten, sie müssten ihre Krankheit verheimlichen. 64 Prozent fürchteten Benachteiligungen in Arbeit oder Ausbildung, 55 Prozent in ihren persönlichen Beziehungen zu anderen Menschen.

Ängste vor Diskriminierung in Österreich

Österreich schneidet in dem internationalen Vergleich nur mittelmäßig ab. Bei den real erlebten Benachteiligungen lagen Brasilien, die USA und Frankreich an der Spitze. Österreich nimmt einen Platz in der Mitte (Rang 14) ein. Am besten schnitt hier Spanien ab. Es gab aber auch bei vielen Ländern, so auch in Österreich, negative "Ausreißer".

Bei den Ängsten bezüglich erwarteter Diskriminierung liegt Österreich schlechter als der Durchschnitt. Die meisten Ängste gibt es hier in der Türkei, die geringsten in Litauen und Bulgarien. Das kann aber auch der Effekt vermehrter oder geringerer Bewusstseinsbildung sein. (APA)