Kiel/Bremen/Tübingen - Forscher der internationalen MARGO-Projektgruppe (Multiproxy Approach for the Reconstruction of the Glacial Ocean surface) haben in der aktuellen Online-Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature Geoscience" die Rekonstruktion der Meeresoberflächentemperaturen während der letzten Eiszeit vorgestellt.

Die Studie, für die knapp 700 einzelne Temperaturanalysen überprüft, bewertet und zusammen gefasst wurden, zeige unter anderem, dass der Nordatlantik, anders als bislang gedacht, vor gut 20.000 Jahren im Sommer eisfrei gewesen sei, gab die Universität Bremen bekannt. Bedeutsam sei die MARGO-Studie zudem, weil sich auf ihrer Grundlage die Empfindlichkeit jener Klimamodelle, die für die Berechnung zukünftiger Klimaszenarien verwendet werden, überprüfen lasse.

Hintergrund

Die wissenschaftliche Forschung baut auf Erkenntnissen aus den CLIMAP-Projekten der 1970er und 1980er Jahre auf. "Wenn man CLIMAP mit der Erfindung des Autos vergleichen kann, dann hat es MARGO nun mit einem zeitgemäßen und leistungsfähigen Motor ausgestattet", beschreibt Studienautor Michal Kucera vom Institut für Geowissenschaften der Universität Tübingen die Leistung des MARGO-Wissenschaftlerstabs.

Das internationale Forscherteam fasst die Ergebnisse in einer Karte des Weltozeans zusammen. Diese zeigt die Temperaturverteilung an der Meeresoberfläche auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, d.h. rund 23.000 bis 19.000 Jahre vor heute. Die auf insgesamt 696 einzelne Temperaturuntersuchungen gestützte Karte zeigt eine Reihe interessanter Befunde: So kühlte die Oberfläche des Weltmeers beispielsweise keineswegs gleichmäßig ab: Im allgemeinen waren die östlichen Ozeanbereiche kälter als die westlichen. Und in einigen Bereichen des zentralen Nord- bzw. Südpazifiks mag es ein bis zwei Grad Celsius wärmer gewesen sein als heute, so ein weiteres Studienergebnis. (red)