Was-wäre-wenn-Fragen zu beantworten ist müßig. Zumindest für Wiener Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Denn am Dienstag verkündete sie, dass sie für Forschung und Entwicklung 60 Millionen Euro zusätzlich ausgeben will, um die Konjunktur anzukurbeln - "und künftige Nobelpreisträger nach Wien zu holen". Ob sie also nicht so viel Geld ausgegeben hätte, wenn es wirtschaftlich nicht erforderlich gewesen wäre, diese Frage stelle sich nicht.
Diese 60 Millionen sind aber nicht nur für das heurige Jahr vorgesehen, sondern sollen für längerfristige Forschungsprojekte ausgegeben werden. 80 Millionen Euro beträgt das reguläre Forschungsbudget der Stadt Wien für 2009. Was für heuer zusätzlich veranschlagt ist, sind 20 Millionen Euro, und dieses Geld kommt aus dem Konjunkturpaket (100 Millionen Euro), das die Stadt zusätzlich geschnürt hatte. Für die 100 Millionen soll laut Brauner ein Kredit aufgenommen werden.
Konkret soll das Geld in Infrastruktur, mehrjährige Forschungsprogramme zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Stipendien und anderes investiert werden. Auch das Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaustforschung soll bis 2011 mit dem Geld (1,4 Millionen) gefördert werden. Das Institut, das im Palais Strozzi in der Josefstädter Straße angesiedelt werden soll, soll in drei Jahren seinen Vollbetrieb aufnehmen. Laut Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny soll das Institut der führende Forschungsstandort für Holocaust-Studien werden. Zu den Infrastrukturprojekten zählt der Ausbau des Austrian Institute of Technology (vormals Austrian Research Centers). Dafür stehen vier Millionen Euro zur Verfügung. An den Wiener Technologiestandorten "Techbase", "Energybase" und Muthgasse sollen mit dem Geld alternative Mobilitätskonzepte oder Projekte zu Bio-Nano-Technologie finanziert werden. Auch die Wiener Projekte im Bundesprogramm Comet (Competence Centers for Excellent Technologies) sollen unterstützt werden: Das sind derweil zwölf Projekte, für die in den kommenden Jahren 20 Millionen Euro reserviert sind.
Die Wiener Opposition hat wenig für die angeblichen Konjunkturmaßnehmen übrig. Denn die Maßnahmen, die Brauner als neu verkaufe, seien schon längst beschlossen worden, sagt etwa die grüne Forschungssprecherin Claudia Smolik. "Die Maßnahmen stellen keine zusätzlichen Investitionen zur Linderung der Wirtschaftskrise dar", kritisiert die Politikerin. (Marijana Miljković, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21. Jänner 2009)