Sie haben sogar die altehrwürdige Rektorenkonferenz in Universitätenkonferenz umbenannt, weil "sie" nach 643 Jahren Uni-Geschichte auf einmal da war: Ingela Bruner. Erste Rektorin einer öffentlichen Universität. Eine Frau unter Männern. Nach nicht einmal einem Jahr im Amt sah sie sich gezwungen, ihren Rücktritt anzubieten. Wer oder was war schuld? Die Frau? Mobbing? Der Senat, der die Schotten dicht gemacht und die Steuerfrau zum Kentern gebracht hat? Die Ursachenforschung ist schwierig.

Es ist seltsam, dass die Rektorin schon vier Monate nach ihrer Inauguration zum "krankheitsbedingten" Rückzug ermuntert worden sein soll. Nach vier Monaten lässt sich bei keinem Manager begründet Unfähigkeit feststellen. Stutzig macht in Bruners Fall auch die Duplizität der Vorgänge, die schon ihren Vorgänger zu Fall gebracht haben. So viel Zufall auf einmal, oder liegt es doch auch am Senat?

Was immer die genauen Gründe für Bruners Abgang waren, symptomatisch ist er doch. Nicht als Individualfall. Ingela Bruners Rückzug sagt nichts darüber aus, ob Frauen die schlechteren Rektoren sind. Aber in seiner strukturellen Problematik weist dieser Einzelfall über sich hinaus. Frauen sind an den Spitzen der Uni-Hierarchien - wie in vielen Bereichen der Wirtschaft und Politik - noch immer quasi Systemfremde. Als solche werden sie in ihrem Tun bewertet.

Vielleicht ist das die Lehre aus dem Fall Bruner: Sie mag zwar die erste Rektorin sein, die ihr Amt verliert. Entscheidender aber ist, dass mit ihr die einzige Rektorin weg ist. Alles beim Alten. Die Herren sind wieder unter sich. Als Rektorin war Ingela Bruner ein Symbol wider diesen strukturellen Makel des Uni-Systems. Ihr Abgang entblößt ihn erneut. (DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2009)