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Ein Hausbesetzer ruft um Hilfe und Rettung vor dem Feuer, das, laut Polizei, bei einem von den Demonstranten aufgebauten Turm ausgebrochen sein soll. Sechs Menschen starben in den Flammen.

Foto: AP/Bae Jae-man

Es kam zu schweren Ausschreitungen mit der Polizei, fünf Demonstranten und ein Polizist starben. Südkoreas Regierung will die Vorfälle nun untersuchen.

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Seoul - Bei der Erstürmung eines besetzten Hauses im südkoreanischen Seoul sind am Dienstag sechs Menschen ums Leben gekommen. Fünf Besetzer und ein Polizist verbrannten, laut Polizei-Angaben, in den Flammen auf dem Dach des vierstöckigen Gebäudes. Über die Ursachen für das Feuer gibt es unterschiedliche Angaben. Mehr als 20 Beteiligte auf beiden Seiten wurden bei den Zusammenstößen verletzt. Einige erlitten teils schwere Verbrennungen.

Staatspräsident Lee Myung-bak kündigte eine gründliche Untersuchung des Vorfalls an. Ministerpräsident Han Seung-soo äußerte im Fernsehen sein Bedauern. Das Feuer brach in der Früh aus, als Bereitschaftspolizisten das Gebäude im Zentrum von Seoul erstürmen und die Besetzer vertreiben wollten. Die Demonstranten sollen Bewohner und kleine Geschäftsleute des Gebäudes gewesen sein. Mehr als 40 Mieter des Gebäudes hatten mit der Besetzung gegen ein Sanierungsprojekt in der Gegend protestiert. Dabei sollte auch ihr Gebäude abgerissen werden. Sie forderten eine höhere Entschädigung für ihren erzwungenen Auszug und waren seit Montag im Sitzstreik gewesen. Die ihnen für die Räumung angebotenen Geldsummen sollen ihnen zufolge nicht für ein neues Zuhause oder Geschäft gereicht haben.

Mit dem Kran aufs Dach

Mitglieder einer Spezialeinheit wurden mittels Kran in einem Schiffscontainer auf das Dach gehievt, wo sich die Demonstranten in einem behelfsmäßigen Beobachtungsturm verschanzt hatten. "Das Feuer brach aus, als die Demonstranten Farbverdünner verspritzt und Molotowcocktails auf die Polizisten geworfen haben", wurde der Leiter der örtlichen Polizeistation, Baek Dong-san, von der Korea Times zitiert. Einige Hausbesetzer widersprachen dem. Ihnen zufolge sei das Feuer woanders ausgebrochen und von der Polizei gelegt worden, um die Demonstranten zum Aufgeben zu zwingen.

Bei der Räumungsaktion wurden Medienberichten zufolge 25 Menschen festgenommen. Rund 1200 Polizisten seien für die Aktion mobilisiert worden. Nach Angaben des Polizeichefs warfen die Demonstranten 150 Brandsätze, 40 Flaschen mit Salzsäure sowie hunderte von Murmeln und Golfbällen mit Schleudern auf die Einsatzkräfte und auf benachbarte Häuser.

Kritik an neuem Polizeichef

Erst zwei Tage zuvor hatte Präsident Lee einen neuen Chef der nationalen Polizeibehörde, Kim Seok-ki, ernannt. Sein Vorgänger war wegen permanent harten Vorgehens gegen die Teilnehmer öffentlicher Protestaktionen in die Kritik geraten. Die Oppositionsparteien übten an der Polizeiaktion am Dienstag heftige Kritik und forderten bereits den Rücktritt von Kim Seok-ki, der die Aktion gegen die Hausbesetzer genehmigt haben soll. (dpa, spri, DER STANDARD - Printausgabe, 21. Jänner 2009)