"Barack Obama hat den Herzschlag der Sprache wiederentdeckt. Er ist jemand, der mit der Musik und dem Rhytmus der Sprache hervorragend umgehen kann", so kommentiert Tatjana Lackner, die Leiterin der Wiener "Schule des Sprechens", die Rede des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.

Obamas Ansprache "war ein Medley der rhetorischen Stilfiguren", analysiert Lackner. Emotional sei die Sprache gewesen, zudem voll von "positiven Imperativen", die Bürger zum Mitmachen bei seinem Reformprojekt für die USA aufforderten. "Er hat ein sehr großes Wir-Gefühl erzeugt und darauf sind die Amerikaner angesprungen. Das war eigentlich ein ganz großes Bevölkerungscoaching."

Rekurs auf die Gründerväter

Seine Rekurse auf die Gründerväter der Union und das Bürger-Wir waren für Lackner auch insofern interessant, als dass sich hier ein "Harvard-Doktor" , der mit dem Durchschnitt der Menschen kaum kongruent gehe, in die große Masse des amerikanischen Volkes eingereiht habe.
In einem schlauen Schachzug habe Obama auch seine Kritiker zu Wort kommen lassen. Lackner: "In einer Szenarientechnik hat er Meinungen abgewogen und gleichzeitig die Argumente seiner Gegner damit neutralisiert."

Insgesamt hätten sich die USA an diesem Tag selber gefeiert, dazu Gott und ihr politisches System. Aber, so Lackner, "was mir dabei ein wenig zu kurz gekommen ist, war: Wo endet die Firma Barack Obama und wo beginnt die Figur Barack Obama?" (Christoph Prantner, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2009)