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Medienrummel um Obama.

AP Photo/ Lee Jin-man

Die Amtseinführung von Barack Obama hat einen größeren Ansturm auf Live-Informationen im Internet ausgelöst als die Präsidentschaftswahl im November. Der Grund: Die Vereidigung fand in den USA am Vormittag statt, als die meisten Amerikaner nicht zu Hause vor dem Fernseher, sondern am Arbeitsplatz vor dem Computer saßen.

Rekorde

Das Online-Portal des Fernsehsenders CNN zählte von 6.00 Uhr bis 15.30 Uhr (12.00 Uhr bis 21.30 Uhr MEZ) mehr als 21,3 Millionen abgerufene Live-Streams - fast viermal so viel wie am 4. November mit 5,3 Millionen Streams. Eine der Nutzerinnen war Mimi Wong aus Brookline, Massachusetts, die sich die CNN-Sendungen im Internet am Arbeitsplatz zusammen mit ihren Kolleginnen anschaute. "Das war ziemlich cool", sagte die 28-Jährige. "Ich war überrascht, dass die Verbindung so gut war."

Das war allerdings nicht überall so. Bei den 40 meistbesuchten Websites der USA gab es nach Beginn der Vereidigungszeremonie Leistungseinbußen der Web-Server von bis zu 60 Prozent, wie Keynote Systems Inc. ermittelte. Viele Nachrichtenportale im Netz erlebten einen noch stärkeren Einbruch bei den Reaktionszeiten auf die vom Browser ausgelösten IP-Requests. Insgesamt aber verkraftete die Internet-Technik den Ansturm gut.

Live

Die großen News-Portale wie Yahoo.com, CNN.com, MSNBC.com, AOL News, The New York Times, ABC.com, CBS.com, Fox.com oder WashingtonPost.com boten alle eine Video-Übertragung an. Einige hatten Live-Sendungen aus verschiedenen Perspektiven, neben dem Hauptereignis auch etwa den Blick auf die Menschenmenge auf der National Mall.

Die Firma Akamai Technologies, die für viele Web-Sites die Video-Technik stellt, sprach von einem Rekord bei den Übertragungen: Bis zu 7,7 Millionen Menschen haben gleichzeitig die Video-Streams mit dieser Technik im Internet angeschaut.

Blogger

So viele Eindrücke wollen natürlich verarbeitet sein, und entsprechend aktiv waren auch die Blogger und Twitterer im Inauguration-Publikum. CNN schloss sich zu dem Ereignis mit Facebook zusammen, um die Web-Übertragung mit Status-Meldungen aus diesem Sozialen Netzwerk zu ergänzen. So entstand für viele der Eindruck, die Übertragung zusammen mit vielen anderen anzuschauen.

Natürlich gab es auch für den Twitter-Feed des neuen Präsidenten ein schnelles Update zur Vereidigung: "We just made history. All of this happened because you gave your time, talent and passion." (Wir haben gerade Geschichte gemacht. Alles das ist geschehen, weil ihr eure Zeit, euer Talent und eure Leidenschaft gegeben habt.) Obama kennt sich von allen Vorgängern mit Abstand am besten mit den Internet-Medien aus und hat das Web 2.0 zum Mitmachen als zentrales Wahlkampfmittel genutzt.

Extrablatt

Außerhalb der virtuellen Welt wurden in vielen Städten Extrablätter der Zeitungen angeboten. Tausende Exemplare fanden Abnehmer bei Passanten, die so ein Stück Geschichte angreifen wollten. In Chicago sicherte sich Cynthia Gonzalez die 16-seitige Sonderausgabe der "Tribune" mit einer ganz bestimmten Absicht: "Ich bereite seit Jahren eine Zeitkapsel für meinen Sohn vor, und das kommt auch mit rein."

"Barack Obama, President of the U.S.", lautete die Schlagzeile der Extra-Ausgabe beim "Virginian-Pilot", der sich erst zum dritten Mal zu einer solchen Aktion entschloss - nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und den Anschlägen vom 11. September 2001. "Hope Over Fear" (Hoffnung statt Angst), verkündete das "New Haven Register" in Connecticut.

Change

Besonders schnell waren am Dienstag auch die Webmaster beim amtlichen Internet-Auftritt des Weißen Hauses. Zeitgleich mit der Vereidigung präsentierte sich die Web-Site in neuer Aufmachung und mit der Botschaft: "Change has come to WhiteHouse.gov." (Jake Coyle/AP)