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"Don't be evil"

AP Photo/Daniel Ochoa de Olza

Google betreibt eine Internet-Suchmaschine - genauer gesagt die Suchmaschine im Netz. Acht von zehn Suchanfragen werden über Googles Eingabeleiste getätigt. 70 Prozent des Online-Anzeigengeschäfts verbucht das nicht einmal elf Jahre junge Unternehmen für sich. 24.000 Angestellte erwirtschafteten 2007 über 5 Milliarden US-Dollar Gewinn - bei einer Wachstumsrate von 30 Prozent.

"Don't be evil" - ein unschuldigeres Motto hätte sich ein Unternehmen, das wie kein anderes das Internet beherrscht, kaum aussuchen können. Und für die große Mehrheit der Millionen Nutzer weltweit ist Google so etwas wie ein Lichtblick in der sonst rein auf Profit ausgerichteten Marktwirtschaft. Der Grund: Fast alles was Google anbietet, ist kostenlos oder besser gesagt "werbefinanziert". Von gratis Bürosoftware bis hin zur größten Videoplattform Youtube, auf der sich Menschen aus aller Welt treffen und sich an Amateur- und Musikvideos ergötzen.

Das gute Image pflegt der Konzern mit Initiativen für den Umweltschutz, offene Softwareplattformen für PCs und Mobiltelefone und für die so wichtige Netzneutralität, der sich auch der neue US-Präsident Barack Obama verschrieben hat.

Feinde

Doch trotz der positiven Attitüde hat Google über die vergangenen Jahre hinweg einen mittlerweile weiten Kreis an Feinden um sich versammelt, hält Wired.com in einem aktuellen Bericht fest.

Als Microsoft Anfang 2008 Yahoo ein Übernahmeangebot von über 40 Milliarden Dollar unterbreitete und damit kläglich scheiterte, stand Google auf der Matte, um mit dem angeschlagenen Internetkonzern ein Bündnis im Online-Anzeigengeschäft einzugehen.

Es sollte eine der wenigen großen Niederlagen für Google werden. Nach wenigen Stunden war der Fall klar, das US-amerikanische Department of Justice (DOJ) würde den Deal nicht absegnen. Googles Anwälte waren sichtlich überrascht, schließlich ging es nicht um eine Übernahme und außerdem hatte der Konzern bereits mit zig anderen Mitbewerbern (ASK.com, AOL, etc.) ähnliche Verträge abgeschlossen.

Lobbying

Es sollte noch schlimmer werden, die zuständige Behörde drohte gar Google wegen Monopolsierung zu klagen, sollte man von seinen Plänen nicht Abstand nehmen.

Und obwohl die harsche Zurückweisung den Internetgiganten überraschte, war die Entscheidung des DOJ von langer Hand geplant, führt Wired an. Natürlich kann nicht genau gesagt werden, was die Entscheidung letztendlich genau beeinflusste, doch die Monate zwischen dem Scheitern des Microsoft-Yahoo-Deals und Googles Niederlage vor dem DOJ geben durchaus Aufschluss darüber.

Mit 70 Prozent Marktanteil im lukrativen Online-Anzeigengeschäft ist Google vor allem dem Drittplatzierten Microsoft mit etwa 10 Prozent ein Dorn im Auge. Die Redmonder hatten gehofft, zusammen mit Yahoo (20 Prozent) etwas aufschließen zu können. So fuhren Microsofts Anwälte und Berater in den Monaten vor der Entscheidungsfindung von Veranstaltung zu Veranstaltung und Werbevereinigung zu Werbevereinigung, um ein Branchenunternehmen nach dem anderen davon zu überzeugen, dass der Yahoo-Google-Deal dem Wettbewerb schaden würde.

Misstrauen

Das Argument für Microsoft war klar: Google und Yahoo würden zusammen mit 90 Prozent den Internet-Werbemarkt beherrschen. Werber würde das in eine schlechtere Ausgangslage bei der Verhandlung der Konditionen bringen. Im Endeffekt müsse man mit höheren Preisen rechnen.

Immer schneller wurden so die hunderten Mitglieder der International Association of Advertisers und der Association of National Advertisers (USA) überzeugt und das Misstrauen gegenüber Google geschürt. Das Image des Monopolisten machte sich breit und so gelangten im Endeffekt auch zahlreiche Beschwerdebriefe von scheinbar unabhängigen Werbefirmen im Postfach des DOJ. Beschwerden, die Google schlussendlich zum Verhängnis werden sollten.

Mitgemischt 

Gleichzeitig bekam Microsoft Rückenwind vom größten US-Telekommunikationskonzern AT&T, der auf einer anderen Ebene mit Google zu kämpfen hatte. Das Streben nach Netzneutralität, wonach der von den Telkos angedachte Verkauf bevorzugter, schnellerer Datenverbindungen an gut zahlende Unternehmen unterbunden werden soll, ist AT&T ein Dorn im Auge.

So kursierte alsbald ein 94 Seiten starkes Dokument in Washington, zufolge dessen der Zugriff auf Nutzerdaten Google zum ultimativen "Big Brother" machen würde. Das Dokument ging detailliert auf Googles Verfahren mit heiklen Informationen ein und wurde von einer Beratungsgesellschaft im Auftrag von AT&T verfasst. 

Laut AT&T ging es dem Konzern lediglich um die Sicherstellung der Privatssphäre der Kunden, die schließlich das Kapital eines Telekomkonzern sei. Dabei wurde AT&T beschuldigt, 2005 der NSA im Zuge des großen Lauschangriffs unter Bush erlaubt zu haben, Telefonverbindungen abzuhören. 

Konsequenzen

Für Google, das verschlafen hatte auf derartige Lobbying-Kampagnen zu reagieren, ist die logische Konsequenz selbst Politik zu machen. Nun tritt auch Google in Form von Lobbyisten den wichtigen Kreisen bei und schüttelt auf Cocktail-Parties Hände, die man so lange nicht schütteln wollte. Der Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt werkt sogar persönlich an der Gestaltung der Politik Barack Obamas mit und ist Vorstand der New America Foundation. Microsoft und AT&T zum Trotze ist das offene Bekenntnis zur Demokratischen Partei und insbesondere zu Obamas Administration Googles Antwort auf einen entgleist scheinenden Wettbewerb. Der Kampf dürfte damit erst begonnen haben. (zw)