Bangkok - Die Familie eines in Thailand wegen Majestätsbeleidigung zu drei Jahren Haft verurteilten australischen Autors hat am Mittwoch bei König Bhumibol Adulyadej (Rama IX.) um Gnade gebeten. Harry Nicolaides wurde vom Gericht vorgeworfen, er habe die Ehre des Königshauses verletzt. Nicolaides' Mutter sagte der Nachrichtenagentur AP, noch gebe es keine Hinweise, ob dem Gnadengesuch stattgegeben werde. "Sie sagen nichts. Ich bin krank vor Sorge", sagte Despina Nicolaides.

Nicolaides war am 31. August 2008 am Flughafen in Bangkok festgenommen worden, ohne zuvor über die Vorwürfe gegen ihn in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Die Vereinigung Reporter ohne Grenzen forderte von den thailändischen Behörden, die Strafe gegen Nicolaides sofort fallen zu lassen.

König Bhumibol hat in Thailand faktisch keine offizielle politische Rolle mehr, er wird von vielen seiner Untertanen aber sehr verehrt und als einigende Kraft in Zeiten der Krise betrachtet. In Thailand gibt es derzeit eine Serie von Anklagen wegen Majestätsbeleidigung, für die bis zu 15 Jahre Haft verhängt werden können. Die Behörden haben zudem mehrere Internetseiten gesperrt, die aus ihrer Sicht kritisch über die Monarchie berichten.

Am Dienstag erhoben die thailändischen Behörden Anklage gegen den Politikwissenschaftler Giles Ungpakorn, der an der Chulalongkorn Universität in Bankok lehrt. Er soll in einem 2007 verfassten Buch, in dem er den Militärputsch von 2006 gegen den damaligen Premier Thaksin Shinawatra kritisierte, den König beleidigt haben. Giles wies die Vorwürfe zurück und beschuldigte die Regierung, die drakonischen Gesetze gegen Majestätsbeleidigung vor allem zur Ausschaltung politischer Gegner zu verwenden.

Drei Anklagen wegen Majestätsbeleidigung laufen auch gegen den Korrespondenten der BBC in Bangkok, Jonathan Head. Eine davon stützt sich auf den Vorwurf, in einem nicht von ihm selbst verfassten BBC-Online-Artikel sei das Bild des Königs nicht wie in Thailand üblich an die Spitze der Seite gestellt worden. (APA/AP/Reuters)