Wien - Im heurigen "Internationalen Jahr der Astronomie 2009" geht für den Vorstand des Instituts für Astronomie an der Universität Wien, Gerhard Hensler, ein langjähriger Wunsch in Erfüllung: Ab dem Herbst können die Wiener Astronomen einen Höchstleistungsrechner nutzen, der gemeinsam von der Uni Wien, der Technischen Universität (TU) und der Universität für Bodenkultur (Boku) betrieben wird. 

Das Thema ESO

Dienstagabend eröffneten Wissenschaftsminister Johannes Hahn und Hensler das "Astronomiejahr 2009" für Österreich in Wien. Einziger Wermutstropfen: Der im Vorjahr bekanntgegebene Beitritt Österreichs zur Europäischen Südsternwarte (ESO) ist noch nicht vom Nationalrat ratifiziert. Mit der Vertragsunterzeichnung zwischen Minister Hahn und dem Generaldirektor der Europäischen Südsternwarte (ESO), Tim de Zeeuw, Ende Juni 2008 ist der Beitritt Österreichs zu der renommierten astronomischen Organisation zwar schon seit längerem besiegelt. Aber die Nationalratswahlen kamen einer schnellen Ratifizierung des Vertrags durch das Parlament in die Quere. "Tun kann noch niemand etwas", so Hensler.

Der Beitrittsvertrag sieht vor, dass ein Viertel der Eintrittsgebühr als sogenannte In-kind-Leistungen abgedient werden können. Das bedeutet, dass Österreich im Rahmen dieser Leistungsvereinbarung Hightech, Software und Know-how an die ESO liefert. Verträge über insgesamt fünf Millionen Euro, die österreichischen Wissenschaftern und Ingenieuren zugutekämen, "sind bereits formuliert". Ein Anteil von 1,6 Millionen Euro ist laut Hensler allein für die Wiener Universitätssternwarte reserviert. Der Astronom wünscht sich daher, dass der Vertrag so schnell wie möglich abgesegnet wird, denn "erst dann fließen die Gelder". Grundsätzlich sei man über den Beitritt Österreichs "sehr euphorisch".

Neue Leistungsstärke

Unabhängig davon sehen sich die Wiener Astronomen ab Mitte des Jahres in puncto "High-Performance Computing" besser gerüstet: Der von den drei Wiener Hochschulen mit insgesamt zwei Millionen Euro finanzierte Höchstleistungsrechner (Rechenleistung: 200-400 Teraflops) soll im Juni an der TU Wien aufgestellt werden. Nach Testläufen soll er dann ab Herbst für die Forschung unterschiedlicher Fachrichtungen zur Verfügung stehen. Hensler etwa erwartet sich durch den Einsatz der Maschine neue Möglichkeiten für die Modellierung der Entstehung von Sternen und der Entwicklung ganzen Galaxien.

Das "Internationale Jahr der Astronomie" wurde von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen, 400 Jahre nachdem Galileo Galilei erstmals ein Teleskop für astronomische Beobachtungen nutze und Johannes Kepler sein bedeutendes Werk "Astronomia nova" veröffentlichte. Für Hensler sind die Veranstaltungen des Astronomie-Jahres eine gute Gelegenheit, auch der Öffentlichkeit, welche die Forschungen schließlich finanziert, neueste Einblicke in den Kosmos zu bieten. (APA/red)