Wien - Neuerliche Kritik gibt es am Dritten Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) in seiner Funktion als Präsident des Wiener Fußballclubs Hellas Kagran (aktuell Drittplatzierter der Oberliga B). Graf treibe die "Umfärbung" des Vereins weiter voran, sagte die derzeit suspendierte Spielerin Margarita Döller in einer am Mittwoch von der Sozialistischen Linkspartei organisierten Pressekonferenz.

So sei kürzlich etwa die Lizenz für das Platz-Buffet an Marcus Vetter übergeben worden - einem jener parlamentarischen Mitarbeiter Grafs, die wegen Bestellungen bei einem rechtsradikalen Online-Versandhandel in die Schlagzeilen gekommen sind.

Am 6. Jänner sei zudem bei einer Generalversammlung, von der laut Döller eine Reihe von Vereinsmitgliedern nichts wusste, ein neuer Vorstand gewählt worden. Dabei wurden etwa Werner Hammer mit dem Amt des 1. Obmanns sowie Andreas Dvorak mit der Position des Rechnungsprüfers bedacht. Beide sind als FPÖ-Bezirksräte in Wien-Donaustadt aktiv.  Graf, seit 2007 im Amt - er hält sich zugute, den schwer verschuldeten Verein saniert zu haben -, wurde bis 2011 als Präsident bestätigt. Hammer sieht in einer Aussendung den Verein als "Opfer politischer Aggression der Sozialistischen Linkspartei" . Die Suspendierten hätten nie den Kontakt mit ihm gesucht. "Sie wollen Politik machen, nicht spielen." Er bestätigte, dass Vetter Angestellter der Kantinen-GmbH. des Vereins ist.

Kritikerinnen suspendiert

Begonnen hatten die Auseinandersetzungen bereits im vergangenen Herbst. Döller sowie ihre Kolleginnen Lucia Döller und Irene Müller nahmen am 27. Oktober an einer Kundgebung gegen die Wahl Grafs zum 3. Präsidenten des Nationalrats teil. Beim darauffolgenden Training wurde ihnen vom damaligen Obmann ihr Ausschluss aus dem Verein mitgeteilt.

Derzeit läuft ein Antrag auf ein Schiedsgerichtsverfahren. "Ich will meinen Verein nicht im Stich lassen", begründete Döller ihr Bestreben, weiterhin für Hellas spielen zu können. Innerhalb des Teams halte sich die Solidarität allerdings in Grenzen, da es auch viele Befürworter Grafs gebe. (--> Hier eine Erklärung des Vereins zu den Vorfällen.)

Graf selbst, seit Sommer 2007 Präsident des Klubs, hatte die Vorwürfe damals als "Schwachsinn" zurückgewiesen. Die drei Damen hätten mit Unwahrheiten eine politische Kampagne begonnen, linke Parolen geschmiert und einen "nicht-rassistischen Präsidenten" verlangt. Deshalb habe sich die Vereinsführung für Suspendierung entschieden.

Sperre wegen Soli-T-Shirts

Im Zusammenhang mit dem Konflikt werden auch Vorwürfe gegen den Wiener Fußballverband laut. Dieser habe fünf Spieler der U18-Mannschaft des Fußballclubs Union Mauer gesperrt sowie den Trainer mit einer Geldstrafe von 300 Euro belegt, hieß es. Die betroffenen Kicker hatten Mitte November vor einem Spiel gegen Hellas Kagran "aus Solidarität" T-Shirts mit Aufdrucken wie "Zeigt Graf die rote Karte" und "Lasst Margarita, Irene und Lucia spielen" getragen.

Kurt Ehrenberger, Präsident des Wiener Verbandes und Interims-Chef des ÖFB, weiß von den Vorgängen, argumentiert mit einer Bestimmung des europäischen Verbandes. "Politische Kundgebungen sind am Platz verboten." Freilich will Ehrenberger nicht genau informiert sein. "Ich kann nicht jeden Akt lesen." Im speziellen Akt steht, dass nach Paragraf 17 der Spielordnung verurteilt wurde. Überzeile: "Rassismus und andere diskriminierende Handlungen"

"Der Wiener Fußballverband hält Graf offenbar die Stange", so der Grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger. Das Verhalten des Verbands sei skandalös. Graf verfolge ein Konzept, in dem es darum gehe, seinen Leuten über Hellas Versorgungsposten zu verschaffen sowie den Verein politisch zu instrumentalisieren. (lü/red/APA)