Graz - Das verlustreiche Engagement in Kroatien könnte für das Altvorstandstrio der Hypo Steiermark rechtliche Folgen haben. 35 Mio. Euro hatte die Hypo mit faulen Leasinggeschäften in den Sand gesetzt. Raiffeisen als Eigentümerin musste mehr als 100 Mio. Euro in die Hypo stecken, um die Schieflage des Instituts zu korrigieren.

Mitte Oktober 2008 erhöhte die RLB das Hypo-Kapital um 70 Mio. Euro für eine "strategische Neuausrichtung". Der ehemalige "Starverkäufer" der Hypo, Peter S., habe jahrelang, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, mit fingierten Unterlagen Leasinggeschäfte, vor allem in Kroatien, abgewickelt. Oder auch nur vorgespielt. Er hatte alles verleast - von Baumaschinen bis zu Fensterstöcken. Mit dem kleinen Haken: Es kam kaum Geld zurück.

Bawag-Gerichtsgutachter Fritz Kleiner nimmt jetzt in einer erweiterten Hypo-Expertise auch die Verantwortung des Altvorstandes unter die Lupe. Sein Resümee:Das mittlerweile ausgeschiedene Vorstandstrio hätte viel früher von den Machenschaften ihres "Paradeverkäufers" in Kroatien wissen müssen, die Vorstände hätten aber zu blauäugig dem langjährigen Top-Mitarbeiter vertraut. Die Hypo-Führung hätte die zum Teil aberwitzigen Leasingverträge jedenfalls rechtzeitiger stoppen müssen. Kleiner hält eine strafrechtliche Untersuchung für plausibel - was die Staatsanwaltschaft jetzt prüft.

Die Vorstände rechtfertigen sich damit, dass der Ex-Geschäftsführer ihrer Leasingtochter jahrelang eine führende Persönlichkeit im Leasinggeschäft gewesen sei. Niemand habe erkennen können, dass in Kroatien ganz offensichtlich krumme Geschäfte gelaufen seien. Er habe im damals boomenden Markt hohe Umsätze erzielt, die ausbleibenden Zahlungen mit "kroatischen Geschäftsgepflogenheiten" erklärt. Man habe schließlich ohnehin von sich aus die Justiz eingeschaltet, als klar geworden sei, dass hier kriminell gearbeitet worden sei - etwa, dass Summen für Verträge gesplittet worden seien, um den Vorstand zu umgehen.

Ob nun - wie in der Kleinen Zeitung kolportiert - gegen die drei Ex-Vorstände Alfred G., Ludwig S. und Edwin K., bereits ermittelt werde, wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Manfred Kammerer, am Mittwoch im Standard-Gespräch nicht bestätigen. Ende Jänner sei ein Treffen mit der Oberstaatsanwaltschaft geplant, in der das neue Kleiner-Gutachten erörtert werde. Mitte Februar werde über Ermittlungen entschieden. (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.1.1.2009)