Wenn die Eisenbahner an der Preisschraube drehen, drehen sich fast immer auch die Räder im Öffi-Verbund VOR mit. Nah- und Regionalverkehr in der Ostregion wird demnächst teurer

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Preiserhöhungen von ÖBB und Wiener Linien ziehen die Tarife im gesamten Verkehrsverbund Ostregion nach oben. Offiziell hält man sich bedeckt. Im Sommer fährt der Zug aber ab - Von Marijana Miljkoviæ und Luise Ungerboeck

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Wien - Für SP-Gemeinderat Franz Ekkamp ist es nicht mehr als "Kaffeesuddeuterei", für die grüne Verkehrssprecherin Gabriele Moser eine Zumutung und für die Wiener Linien "derzeit" kein Thema: die nächste Tariferhöhung bei den Wiener Verkehrsbetrieben und dem ÖBB-Personenverkehr. Wiewohl die Preisanpassungen (nach oben) von den Unternehmensorganen noch nicht beschlossen sind: Die Polit-Debatte ist eröffnet und Preiserhöhungen sind auf Schiene.

Tariferhöhung im gesamten Verkehrsverbund

Laut Standard-Recherchen gehen die Pläne sogar über ÖBBund Wiener Linien hinaus. Denn Bundesbahn und Wiener Linien haben sich grundsätzlich auf eine Tariferhöhung im gesamten Verkehrsverbund-Ostregion (VOR) verständigt. Zwar ist der ÖBB-Personenverkehr kein VOR-Gesellschafter, sondern nur einer der großen Leistungserbringer, wohl aber der Eigentümer der Wiener Linien, das Land Wien. Es hält 44 Prozent am VOR und ist damit neben Niederösterreich der wesentliche erlösverantwortliche Gesellschafter des VOR-Verbundes und somit tarifbestimmend. Das Burgenland hält zwölf Prozent.

Keine konkreten Termine

VOR-Geschäftsführerin Alexandra Reinagl stellt auf Standard-Anfrage klar, dass es zwischen den VOR-Partnern laufend Gespräche gebe, aber keine über konkrete Termine für Tarifanpassungen. Im Sinne einer reibungslosen Kooperation koordiniere man möglichst viele Aktivitäten und trachte auch danach, Tarifanpassungen zu synchronisieren. Konkret sei aber nichts fixiert.

Wiener Rathaus hält sich bedeckt

Extrem bedeckt hält man sich zu Fahrpreisplänen im Wiener Rathaus: Finanzstadträtin Renate Brauner wollte am Mittwoch nichts sagen, sie schickte Wiener-Linien-Pressemann Johann Ehrengruber vor. Dessen Dementi fällt nach dem Vorpreschen von ÖBB-Personenverkehr-Chefin Gabriele Lutter im Mittwoch-Standard mehr als halbherzig aus: "Derzeit kein Thema." Wie lang "derzeit" ist, wollte er ebenso wenig präzisieren wie mögliche Pläne für Juli, August oder September. Erhöhungen werde es dann geben, wenn es wirtschaftlich notwendig sei, stellte Ehrengruber klar. Bis Sommer sei sicher nichts geplant (was nie behauptet worden war) und: „Die Tarife der Wiener Linien sind nicht an jene der ÖBB gebunden."

Wiener FPÖ erwartet bis zwölf Prozent Erhöhung

Sehr genaue Vorstellungen hat dagegen die Wiener FPÖ, sie erwartet eine Erhöhung der Fahrkartenpreise um acht bis zwölf Prozent. Vor zwei Jahren waren die Tickets um durchschnittlich zehn Prozent teurer geworden (siehe Wissen). „Es gibt eine Fülle von Parametern - Rohstoffpreise, Energiepreise, Inflation - die eine Rolle dabei spielen, ob man sie an die Fahrgäste weitergibt", sagt Ehrengruber. Auch die neue Stadtwerke-Geschäftsführerin Gabriele Payr hatte zuletzt im _Standard-Interview Tariferhöhungen nicht ausgeschlossen. Als „illusorisch" bezeichnet man zehn bis zwölf Prozent Erhöhung hingegen in der ÖBB. Fünf Prozent wären bereits ein großer Erfolg, heißt es.

Tariferhöhung für Bim und Bus heuer Taktik

Aus Rathaus-Sicht wäre eine Tariferhöhung für Bim und Bus noch heuer weder abwegig noch taktisch unklug. 2010 sind Gemeinderatswahlen. Würde die SPÖ-Alleinregierung im Wahljahr eine Tariferhöhung verkünden, wären wohl einige Wählerstimmen weg. Erhöht die Stadt nicht mehr heuer, haben die Oppositionsparteien kommendes Jahr leichtes Spiel: Denn dann ist klar, dass die städtischen Öffis nach der Wahl teurer werden müssen. Außerdem haben die Wiener Linien mit dem aktuellen Rechnungshofbericht, wonach man beim U-Bahn-Ausbau neun Millionen mehr ausgegeben hat als veranschlagt, bereits genug Probleme.


VOR-Chefin Reinagl warnt vor Tempo und verweist auf die Wirtschaftskrise: "Mobilität muss leistbar bleiben, auch für Menschen ohne Arbeitsplatz." (Marijana Miljkoviæ und Luise Ungerboeck, DER STANDARD Printausgabe 22.1.2009)