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Für die Studie "Eine Frau muss ein Mann sein, um Karriere zu machen" haben die ForscherInnen zehn Jahre lang die Karriereverläufe von WU-Abgängerinnen untersucht. Die Die Ergebnisse "sind dramatisch".

Foto: REUTERS/Toru Hanai

Wien – Die Universitäten, wo gerade die einzige Frau unter 21 Rektoren ihre Position räumte, sind kein Einzelfall. Mickrige 5,8 Prozent beträgt der Frauenanteil laut OECD in Österreichs Vorstandsetagen.

Eine Misere, für die viele Erklärungen kursieren: Frauen würden weniger Karriere machen, weil sie nebenbei Haus und Kinder hüteten. Weil sie sich die falschen Jobs aussuchten. Und weil die Männer einfach karrieregeiler seien.

Gängige Argumente zum Gutteil Vorwände

Ähnliches hat Guido Strunk früher auch geglaubt – bis ihn zwei Kolleginnen dazu überredeten, das Reizthema wissenschaftlich zu beackern. Seither hält der Psychologe von der Wiener Wirtschaftsuni die gängigen Argumente zu einem Gutteil für Vorwände, um die bittere Realität zu verschleiern. "Es gibt eine ganz klare Diskriminierung", sagt Strunk: "Frauen haben deshalb geringere Aufstiegschancen, weil sie einfach Frauen sind."

"Eine Frau muss ein Mann sein, um Karriere zu machen", haben Strunk, Annett Hermann und Susanne Praschak ihre Studie getauft, in der sie Karrieren von WU-AbsolventInnen über einen Zeitraum von zehn Jahren analysierten.

Um möglichst alle Faktoren auszuschließen, die eine Laufbahn neben dem Geschlecht noch beeinflussen könnten, bildeten die ForscherInnen 52 Zwillingspaare mit praktisch identischen Voraussetzungen: Verglichen wurden Frauen und Männer mit gleichem Alter, Studienerfolg, sozialem Hintergrund, Ehrgeiz, Netzwerk und so weiter – 24 Variablen bezogen die WissenschaftlerInnen ein. Die Ergebnisse, sagt Strunk, "sind dramatisch".

Rückfall nach drei Jahren

In den ersten drei Jahren kletterten die Geschlechter im Gleichschritt die Karriereleiter empor – doch dann zogen die Männer davon: Sie bekamen mehr Verantwortung, mehr Geld. Nach zehn Jahren hatten die männlichen WU-Abgänger schließlich im Schnitt 15,2 Angestellte unter sich, die weiblichen Kolleginnen nur 3,7.

Oder, nach finanziellen Kriterien: Die Frauen verdienten in der Dekade um 70.000 Euro weniger als die Männer. Trotz gleicher Qualifikation. Rechnet man jene Frauen heraus, die im Vergleichszeitraum in Karenz waren, liegt der Einkommensunterschied immer noch bei stolzen 61.000 Euro.

Das heißt: Kinder spielen zwar eine Rolle, aber offenbar nicht die entscheidende. Auch Frauen, die bewusst Karriere statt Kinder wählen, fallen hinter die Männer zurück.

An den dumpfen Macho im Chefbüro glaubt Strunk dennoch nicht und vermutet "subtilere" Formen der Benachteiligung. Während der Mann bei Firmenauftritten etwa die Bilanzen präsentieren dürfe, würde die Frau halt gebeten, sich ums Ambiente zu kümmern. "Da werden künstliche Qualifikationen geschaffen, die dann bei Beförderungen eine Rolle spielen."

"Quoten funktionieren"

Was die ForscherInnen aber auch feststellten: Frauen sind trotz Diskriminierung im Beruf nicht unzufriedener als Männer – wohl auch, weil sie die Arbeitskonditionen ihrer Kollegen nicht kennen. Öffentlich einsehbare Gehälterlisten am schwarzen Brett der Unternehmen hält Strunk deshalb für eine Methode, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.

Eine andere seien die umstrittenen Frauenquoten: "Wo immer es sie gibt, zeigt sich nun einmal: Quoten funktionieren." (Gerald John/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.1. 2009)