Aus einem erstmals in der "Frankfurter Rundschau" publizierten Zwischenruf des renommierten US-Schriftstellers ("America" ):

Politiker sind für mich keine Helden, schon gar nicht, wenn sie mir Erlösung versprechen wollen. Künstler können uns vielleicht Erlösung verschaffen, aber Politiker? Meine Helden heißen John Coltrane oder meinetwegen auch Mickey Rourke, den ich bewundere, weil er in seinem neuen Film einen heruntergekommenen Ringer gibt und dabei so authentisch wirkt, dass es wehtut. Menschen, die uns bewegen, mitreißen, zum Lachen bringen und uns manchmal helfen, aus dieser Welt für einen Moment auszubrechen. - Nun darf man aber fairerweise nicht vergessen, dass die realitätsfremden Erwartungen an Obama zu einem großen Teil mit Bush und seiner verheerenden Politik zu tun haben. Jeder andere demokratische Kandidat hätte diese Wahl gewonnen. Obama ist insofern anders, weil er jung und dynamisch ist und weil ihn vorher niemand kannte. Realistisch betrachtet, dürfte es jedenfalls mindestens eine Generation lang dauern, bis die Altlasten der Bush-Regierung abgetragen sind.

In den vergangenen acht Jahren war ich für viele Freunde in Europa oft eine Stimme des anderen Amerika. Bush und seine Gang haben die USA in eine Bananenrepublik verwandelt. Das hat in mir Wut und Empörung ausgelöst, die ich auch immer wieder artikuliert habe. Nun also tritt mein schlimmster Feind ab. Und ich platze vor Freude darüber, dass die acht Jahre jener zynischen Administra-tion endlich vorbei sind. Wie wird mein Leben künftig verlaufen, wenn ich mich nicht täglich über Bush aufregen muss? Vielleicht werde ich einfach Spaß haben, am Strand vor meiner Haustür spazieren gehen und auf das Beste hoffen: darauf, dass Obama nicht an den utopischen Erwartungen zerbricht ... (DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2009)