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George Mitchell könnte neuer US-Nahostgesandter werden.

Foto: REUTERS/Mike Segar (UNITED STATES)

Der heute 75-jährige George John Mitchell hätte jeden Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, hat er doch ein ausgefülltes, geradezu schillerndes Leben hinter sich. Er war Senator und Fraktionschef der Demokraten im Kongress. Er leitete das US-Verhandlungsteam bei den Nordirland-Gesprächen, die letztlich zum Abschluss des Karfreitagsabkommens, des Friedensvertrages von 1998, führten. Und schließlich war er Vorsitzender einer Kommission, die den Missbrauch von Steroiden im Baseball untersuchen sollte. Im „Mitchell-Report" vom Dezember 2007 beschuldigte er eine Reihe von Baseballstars des Drogenkonsums und verursachte damit einen regelrechten Skandal.

Eben dieser George Mitchell könnte nun neuerlich vor einem Karrieresprung stehen. Laut gut informierten Quellen ist er Top-Anwärter für den Posten des neuen Nahost-Sonderbeauftragten im Team von Präsident Barack Obama.
George Mitchell wurde im Bundesstaat Maine an der US-Ostküste geboren. Sein Vater stammte aus Irland, seine Mutter aus dem Libanon. 1954 absolvierte er das Bowdoin College, dann leistete er seinen Militärdienst und promovierte 1961 in Jus am prestigereichen Georgetown Law Center in Washington. Der demokratische Senator Edmund Muskie, ebenfalls aus Maine, nahm ihn unter seine Fittiche und heuerte ihn als Assistenten an.
Mitchell revanchierte sich, indem er Muskie bei dessen (erfolgloser) Kandidatur für die Präsidentschaft unterstützte. Mitchell selbst kandidierte als Gouverneur von Maine, verlor allerdings die Wahl. 1980, als Muskie Außenminister wurde, übernahm er dessen Senatssitz und wurde 1982 aus eigener Kraft wiedergewählt. Und von 1989 bis 1995 wurde er schließlich Chef der demokratischen Mehrheitsfraktion im Kongress.

Mitchell galt von jeher als liberal, eher links. Allerdings musste er während der ersten zwei Jahre unter Präsident Bill Clinton einige Niederlagen einstecken, unter anderem, als die umstrittene Gesundheitsreform Clintons im Kongress durchfiel. Noch vor der Niederlage der Demokraten im Jahr 2004 hatte sich Mitchell entschlossen, als Senator zurückzutreten. Als ihn Clinton zum Richter am Obersten Gerichtshof nominieren wollte, lehnte er ab. Sein Traum war es, oberster Baseball-Funktionär zu werden. Stattdessen folgte er zunächst dem Ruf des Präsidenten als Vermittler in Irland - mit Baseball kam er erst wieder 2006 in Berührung, und keineswegs so, wie er es sich gewünscht hatte.(Susi Schneider, DER STANDARD, Printausgabe, 22.1.2009)