Bellinzona Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat am Mittwoch für Stefano Tanzi, den Sohn von Parmalat-Gründer Calisto Tanzi, eine Freiheitsstrafe von 16 Monaten beantragt. Sie bezichtigt den 40-jährigen Italiener des wiederholten Betruges und der Geldwäscherei. 

Der Angeklagte hätte aus Habsucht gehandelt. Die Schuld wiege schwer, da sich die Straftaten über mehrere Monate und Jahre erstreckt hätten,  erklärte Bundesstaatsanwalt Pierluigi Pasi in seinem Plädoyer.

Stefano Tanzi ist bereits vorbestraft. Ein italienisches Gericht verurteilte ihn im April 2007 wegen des Bankrotts von Parmalat zu fünf Jahren Gefängnis.  Er soll 1,7 Mio. Dollar Firmenvermögen in die eigene Tasche abgezwackt haben. Das Geld stammte vom kanadischen Flugzeughersteller Bombardier. Dieser entschädigte das Parmalat gehörende Transportunternehmen Eliair für Mängel an zwei Flugzeugen. Bombardier überwies die Summe auf ein Bankkonto in Lugano, das auf den Namen Eliair eingetragen war.

Nur zwei Personen hatten Zugang zum Konto

In Wirklichkeit hatten zu dem Konto aber bloss Tanzi und ein mitangeklagter italienischer Pilot Zugang. Für letzteren beantragte Bundesstaatsanwalt Pierluigi Pasi vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona eine Freiheitsstrafe von 28 Monaten.

Tanzi und sein Komplize wiesen die Vorwürfe vor Gericht zurück. Wann das Urteil gefällt wird, steht noch nicht fest.

Parmalat-Firmenpleite einer der größten Finanzskandale

Auch Calisto, der Gründer des Lebensmittelkonzerns Parmalat, wurde im vergangenen Dezember in Mailand wegen Täuschung der Aufsichtsbehörden und Revisoren zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.Der Zusammenbruch des Lebensmittelkonzerns Parmalat gilt als einer der größten Finanzskandale. Das Unternehmen musste Ende 2003 Insolvenz anmelden, weil mehr als 14 Mrd. Euro in der Bilanz fehlten. Der Fehlbetrag erhöhte sich nach den Recherchen der Ermittler auf 23 Mio. Euro. (APA)