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Auch an den landwirtschaftlichen Rohstoffen ging die Finanz- und Wirtschaftskrise nicht spurlos vorüber. Analysten glauben aber trotz allem, dass Soft Commodities weniger stark von den konjunturellen Verwerfungen betroffen sind.

Foto: AP/Poertner

Wien - Als "Megatrend" wurden Agrarrohstoffe in den letzten Jahren gern bezeichnet, als neue sichere Bank wurden sie verkauft. Doch in der Krise sind alle gleich. Auch die landwirtschaftlichen Rohstoffe (so genannte Soft Commodities) konnten sich nicht der generellen Marktbewegung während der Finanzmarkt- und der darauf folgenden Wirtschaftskrise entziehen - und diese ging bekanntlich nach unten. So verloren beispielsweise Weizen oder Baumwolle auf Jahressicht mehr als 30 Prozent.

Außerdem geriet gerade der Zustrom von Finanzanlegern im Bereich der Soft Commodities, der nicht unwesentlich zu einem stetigen Aufwärtstrend bei den Preisen beitrug, im vergangenen Jahr erneut auch ins Kreuzfeuer der Kritik. Wie groß der Einfluss von spekulativen Geschäften im Agrarbereich ist, zeigt sich nicht zuletzt in der Perfomance 2008. "Die erlittenen Kursverluste durch die Finanzmarktkrise verdeutlichen, dass der Agrarrohstoffsektor nicht als von der generellen Entwicklung der Finanzmärkte unabhängiger Bereich betrachtet werden kann, wenn globale Verwerfungen an den Aktien- und Währungsmärkten auftreten", meint Sandra Bachofer, Analystin beim auf Rohstoffe spezialisierten Vermögensverwalter Tiberius.

"Mit der im Juli einsetzenden Korrektur an den Rohstoffmärkten dürfte auch das Anlegerinteresse nachgelassen haben. Das so genannte Deleveraging, das heißt der Verkauf von Finanzanlagen zur Schließung von Liquiditätslücken, dürfte ebenfalls zu einem deutlichen Rückgang der Rohstoffpreise beigetragen haben", erklärt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank. "Viele spekulative Long-Positionen mussten aufgrund der Mittelabflüsse bei Hedge-Fonds liquidiert werden", meint auch Bachofer.

Wo Schatten ist, da ist auch Licht

Da es sich auch im Agrarrohstoffbereich nicht um einen homogenen Markt handelt, gab es natürlich auch Ausreißer, die 2008 positiv beenden konnten. Bei Kakao war die beste Performance 2008 auf Sondereffekte in den produzierenden Nationen, Elfenbeinküste und Indonesien, zurückzuführen, erklärt Bachofer. Mais und Sojabohnen seien im Frühsommer zunächst noch durch die starken Überschwemmungen in den US-Hauptanbaugebieten fundamental unterstützt worden und erreichten Rekordstände zur Jahresmitte. Im weiteren Jahresverlauf fielen deren Kurse aber auch bedingt durch die Finanzkrise und aufgrund geringer als erwartet ausgefallenen Schäden deutlich zurück.

Die positive Preisentwicklung bei Zucker, Kakao oder Schweinefleisch erklärt sich Fritsch mit einer "Präferenz an kleinen Freuden", zum Beispiel dem Besuch eines Restaurants anstelle einer teuren Anschaffung.

Ausblick

In die Zukunft der Agrarrohstoffe blicken die Analysten durchaus optimistisch. Seit den Tiefs im November und Dezember des vergangen Jahres, befinden sich Soft Commodities wieder im Aufwärtstrend. 2009 werde sich der Markt auf fundamentale Faktoren zurückbesinnen, so Bachofer. Die Nachfrage nach Agrarrohstoffen dürfte von der schwelenden Wirtschaftskrise weniger stark betroffen sein als jene nach Industrierohstoffen wie Energieträgern oder Industriemetallen, meint Fritsch. Dafür sprechen Einflussfaktoren wie eine wachsende Weltbevölkerung, die zunehmende Verwendung von Agrarrohstoffen bei der Gewinnung von Biotreibstoffen oder veränderte Ernährungsgewohnheiten zum Beispiel in Asien, glaubt Fritsch.

"Die Favoriten der vergangenen Monate - Genussmittel und Fleisch - werden sich wohl auch in den kommenden drei bis sechs Monaten am besten entwickeln", erklärt Fritsch. Die Finanzanlagen in diesen Bereichen seien weniger liquide, wodurch sie auch für Investoren weniger attraktiv seien und somit auch weniger anfällig bei Verwerfungen an den Finanzmärkten. (Daniela Rom, derStandard.at, 22.1.2009)