In den USA startet am 27. Januar ein Experiment, das Zeitung und Internet in innovativer Form miteinander verbinden soll. "Wir versuchen, die erste gedruckte Tageszeitung auf die Beine zu stellen, die ausschließlich aus Blog-Einträgen und anderen User-generierten Inhalten besteht", erklärt Joshua Karp, Gründer und Herausgeber des "The Printed Blog" getauften Projekts, auf der entsprechenden Webseite. Derzeit befinde man sich zwar noch in einer frühen Beta-Testphase, an einigen ausgewählten Orten Nordamerikas kann aber bereits ab der kommenden Woche mit den ersten Exemplaren der einzigartigen Zeitung gerechnet werden. "Wir werden zunächst als wöchentlich erscheinendes Gratis-Blatt in Chicago und San Francisco starten", verrät Karp der New York Times. Ausgehend vom Erfolg des ambitionierten Projekts würden Erscheinungsintervall und -gebiet dann längerfristig angepasst.

"Erfreuliche Sache"

"Aus unserer Sicht ist es natürlich eine spannende und erfreuliche Sache, wenn Inhalte aus dem Internet wieder zurück in gedruckte Form gebracht werden. Der Leseprozess findet dann nicht mehr ausschließlich im Web statt, sondern in einem Print-Produkt", stellt Anja Pasquay, Sprecherin des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger fest. Weblogs seien für traditionelle Zeitungshäuser aufgrund der Vielfalt der dort behandelten Themen vor allem als Quellen für die weitere redaktionelle Recherche interessant. "Sie geben uns auch einen guten Hinweis darauf, was die Leser interessiert und machen uns darauf aufmerksam, wenn wir ein gefragtes Thema einmal zu stark vernachlässigen", meint Pasquay. Gleichzeitig müsse man sich als Leser von Blogs im Internet aber auch bewusst sein, dass diese "radikal subjektiv" und oft nicht ausreichend gut recherchiert seien. "Darin besteht auch der größte Unterschied zum klassischen Journalismus, der Objektivität und Faktentreue als wesentliche Qualitätskriterien versteht", merkt Pasquay an.

"'The Printed Blog' wird die Art und Weise, wie Menschen Nachrichten und andere Informationen konsumieren, grundlegend verändern", ist Karp überzeugt. Der Projektgründer sei sich durchaus darüber im Klaren, dass der gegenwärtige Zeitpunkt angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten, mit denen die Zeitungsbranche derzeit zu kämpfen hat, nicht unbedingt der beste für den Start eines neuen Print-Produkts ist. "Wir hoffen, dass wir mit unserem neuartigen Medienprojekt eine gewichtige Rolle in der Wiedererlangung der wirtschaftlichen Lebensfähigkeit der Zeitungsindustrie spielen können", betont Karp und ruft gleichzeitig alle Besucher der Homepage dazu auf, ihm über die Seite Blogs, Artikel, Fotos, Musik, Eventtermine oder anderes User-generiertes Material zukommen zu lassen. Durch die rege Beteiligung der Web-Community verspricht sich "The Printed Blog" nämlich einen bedeutenden wirtschaftlichen Vorteil gegenüber herkömmlichen Tageszeitungen, die für Mitarbeiter und Recherche einen gewichtigen Anteil des eigenen Budgets aufwenden müssen. (Ende)