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Er will spaßig sein und landet immer wieder im Fettnapf: Kärntens Lachkanone, BZÖ-Landeshauptmann Gerhard Dörfler.

Foto: apa

STANDARD: Ihr Witz über eine - wie Sie sagten - "Negermama" und ein "Negerbaby" , das statt Muttermilch Kakao trinke, hat Kopfschütteln und scharfe Kritik ausgelöst. Machen Sie immer solche Witze?

Dörfler: Diese Witze sind ja nicht meine Erfindung. Es war kein Negerwitz, sondern ein Kakaowitz. Es geht um den Kakao. Den Witz erzählen ja schon Kindergartenkinder. Ein bissl Spaß muss schon noch sein in der Politik.

STANDARD: Können Sie nicht verstehen, dass solche Witze verletzend sind?

Dörfler: Roberto Blanco ist ein Freund von mir, und der war nicht verletzt. Wenn er es gewesen wäre, hätte es mich getroffen. Das ist alles eine künstliche Aufregung im Wahlkampf. Ich werde weiter ein Landeshauptmann sein, bei dem das Lachen stattfindet. Und ich werde auch wie bisher meine Kreisverkehrswitze bei Spatenstichfeiern erzählen. Das ist ein Unikat von mir. Wenn ich Ihnen erzähle, was der Michael Häupl jetzt am Abend vor der Landeshauptleutekonferenz für Schmähs gerissen hat, super! Aber wenn der Häupl sagt, des ist a Schas, lachen alle darüber. Wenn der Dörfler das Gleiche sagt, ist er schlecht.

STANDARD: Bürgermeister Michael Häupl hat aber sicher keine "Negerwitze" erzählt.

Dörfler: Jaaah, das nicht. Ich habe aber ausreichend erklärt, dass der Witz nicht einmal andeutungsweise etwas mit Rassismus zu tun hat. Noch einmal: Da geht's ums Lachen und nicht um irgendeine Deutung. Keiner meiner zum Lachen beitragenden Verse soll jemanden infrage stellen oder beleidigen. Aber ich habe auch gelernt. Ich werde in Zukunft keinen Witz mehr machen, der nur andeutungsweise etwas an Deutungen zulässt.

STANDARD: Aber da gibt es ja noch diesen Witz über den Ötzi, den man gefunden hat, aber noch keinen gescheiten Polizisten. Ein Witz, den Sie vor Polizisten erzählt haben.

Dörfler: Ja, die haben gelacht, da gibt's Bilder davon. Da hat sich ja nur die SPÖ aufgeregt. Die ist ja völlig witzlos. Die kriegt von mir ab heute Faschingssitzungs-Besuchsverbot. Ich verbiete SPÖ-Chef Rohr und seinen Freunden in Zukunft, Faschingssitzungen zu besuchen, weil lachen können die eh nit. Also so eine Aufgeregtheit wegen nichts. Aber ist ja gut so: Wenn ich nicht aufregen würde, wäre ich doch kein Landeshauptmann für Kärnten. Das ist wohl das Spezifikum eines Kärntner Landeshauptmannes, dass er ein Aufreger ist. Wir sind halt ein bissl anders.

STANDARD: Gibt es für Sie Witze, die tabu sind?

Dörfler: Na ja, Blondinenwitze? Witze dürfen niemanden beleidigen. Aber ich meine: Wenn etwa der Rainhard Fendrich ein Lied über Blonde singt, ist das Kunst. Wenn ich was über Blonde sagen würde, wäre das wieder furchtbar.

STANDARD: Sie erzählen aber nicht nur Witze, es heißt, Sie gingen auch mit jungen Frauen zu eng auf Tuchfühlung.

Dörfler: Das ist ja lächerlich, wenn Volksnähe so interpretiert wird. Worum es geht: Das war in einem Friseurladen in meiner Bezirksstadt Feldkirchen, den ich auf der Wahltour besucht habe. Diese Dame auf dem Bild eines Magazins hat dem Jörg öfters die Haare geschnitten. Es war halt auffällig, dass eine junge Dame orange Haare hat. Mah, die Hoa g'fallen mir gut, hab ich gesagt, schmeckt mir gut, so orangenes Haar. Wenn solche Volksnähe zum Problem wird, dann liebe ich dieses Problem.

STANDARD: Ich war anlässlich einer Reportage zum Tod Jörg Haiders in Kärnten. Gesprächspartner vor allem auch im zweisprachigen Süden sprachen von Angst. Von Angst, Kritik zu üben, von Angst vor Repressionen. Wie erklären Sie sich das?

Dörfler: Das ist eine Politdiskussion, die völlig an der Realität vorbeigeht. Kärnten ist ein offenes Land. Selbstverständlich hat jeder Recht auf Kritik. Ob ich sie höre, ist eine andere Frage. Wenn Kritik eine sinnlose Aufgeregtheit ist, ist sie unsinnig. Wenn berechtigt, werde ich darüber nachdenken. Fahren Sie mit mir in den Süden Kärntens: Der Gerhard Dörfler ist dort sehr beliebt, weil wir viel getan haben, das wird honoriert. Aber es gibt eine Grenze der Zumutbarkeit: In Bleiburg heißt Billa Billa und die Volksbank Volksbank. Es gibt also kein sprachliches Problem. Es wird immer künstlich eine Sprach- und Ortstafeldiskussion geführt, die es im Alltagsleben nicht gibt. Das Leben funktioniert bei uns bestens, deshalb gibt es keinen Grund, diese Debatten zu führen. Bleiburg ist Bleiburg. (Walter Müller/DER STANDARD-Printausgabe, 24./25. Jänner 2009)