Wien - Nicht lange nach der Irak-Invasion der Amerikaner 2003 begann eine junge Irakerin, einen Girlblog im Internet zu schreiben. Man wusste von dieser jungen Frau, deren Pseudonym aus Sicherheitsgründen bis heute "Riverbend" bleibt, nur, dass sie Mitte Zwanzig war, studiert und mehrere Jahre in London gelebt hatte.

Ihr ausführlicher Blog war der sensationelle Bericht einer jungen Intellektuellen über das Leben in Bagdad, über die Gefahren, die von den Besatzern, Terroristen und außer Kontrolle geratenen Bürgern ausgingen. Die westliche Welt war überrascht: über die sprachliche Eloquenz dieser "Riverbend", ihre kulturelle Aufgeschlossenheit, ihr umfassendes Wissen. Wenn es jemandem gelungen ist, über die entsetzliche Lage der Bevölkerung, über die irakische Kultur und die tiefen Schäden, die die amerikanischen Besatzer anrichteten, differenziert zu berichten, dann war es diese junge Frau.

Ihren in Buchform auf Deutsch 2006 im Residenz Verlag erschienenen Blog (Bagdad Burning), der in den USA bereits mehrfach dramatisiert wurde, hat nun der deutsche Schriftsteller und Dramaturg John von Düffel überaus lyrisch für das Theater bearbeitet. Bei der Premiere von Bagdad brennt am Volkstheater war das Publikum im für solche Formate prädestinierten Schwarzen Salon an oval ausgerichteten Konferenztischen platziert: In den folgenden eineinhalb Stunden wird man einiges lernen.

Dass im Irak vor dem Krieg gut die Hälfte der Arbeitenden Frauen waren; dass diese dieselbe Bezahlung erhalten haben wie ihre männlichen Kollegen; dass es aus Sicht einer jungen, aufgeschlossenen Frau erst nach dem Krieg Gründe gab, ein Kopftuch und lange Kleidung zu tragen; dass beim Wiederaufbau nicht auf örtliche Kompetenzen geachtet wurde.

Leider hat es Regisseurin Esther Muschol verabsäumt, den Monolog auch nur ansatzweise zu gestalten oder gar zu deuten. Die arg alleingelassene Schauspielerin Katharina Vötter macht daraus aber das Beste: eine emotional und lebendig vorgetragene Aufklärungsstunde, die zu fesseln versteht und unterhaltsam gelingt. (Isabella Hager, DER STANDARD/Printausgabe, 24./25.01.2009)