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Peter Obernauer (63) macht Kitzbühel den Rennleiter.

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Ich war 19, und mit anderen Jungen durfte ich bei der österreichischen Abfahrtsmeisterschaft auf der Streif mitfahren. Ich hatte die Nummer 113. Bei der Steilhangausfahrt waren schon große Schlaglöcher. Die Piste war ja nicht so gut präpariert wie heute, es gab auch keine Netze. Ich flog in den Wald, alle Bänder rissen, ein Knöchel brach. Damit war meine Sportlerkarriere beendet. Ich konnte drei Jahre lang nicht Ski fahren, wenigstens konnte ich auf dem Skibob sitzen."

Peter Obernauer erzählt das, der Rennleiter der Hahnenkammrennen. Vor drei Jahren folgte der heute 63-Jährige in dieser Funktion Toni Sailer nach. "Das ist die beste Streif seit 30 Jahren", schwärmt Obernauer. Er wird es wissen. Schließlich betreut er sie seit 30 Jahren. Zunächst als Abschnittsleiter, dann 15 Jahre lang als Pistenchef. Der gelernte Kaufmann ist natürlich Kitzbüheler, etwas anderes kann es ja nicht einmal in der Vorstellung geben. Seit 400 Jahren sind seine Vorfahren an der Streif ansässig. Der verhinderten Skikarriere folgte die Trainerausbildung, er wurde ÖSV-Nachwuchsleiter, betreute Kinder wie den Klammer Franzi, den Hinterseer Hansi, den Weirather Harti, den Enn Hansi.

Sein erstes Jahr als Pistenchef, 2007, missriet insofern, als Abfahrt und Super-G wegen Schneemangels abgesagt werden mussten. "Das war ein Schock", sagt er. "Aber wenn es nicht geht, dann geht es halt nicht. Immerhin haben wir zwei tolle Slaloms gehabt."

Im Vorjahr stürzte beim Zielsprung der US-Amerikaner Scott Macartney ins Koma, er hat sich mittlerweile erholt, konnte die Streif heuer aber wegen einer in Wengen erlittenen Knieverletzung nicht beglücken. Am vergangenen Donnerstag ereilte im Abfahrtstraining den Schweizer Daniel Albrecht das gleiche Schicksal. Die Ursachen waren Fahrfehler, die sich bei einem Tempo von mehr als 130 km/h fatal auswirken können.

Das sind Ereignisse, die Obernauer schwer treffen. Er steckt im Dilemma: "Einerseits will man ein spektakuläres Produkt abliefern. Stürze, bei denen nichts passiert, sind ja was Schönes. Anderseits will man vermeiden, dass Rennläufer ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Wir investieren von Jahr zu Jahr mehr in die Sicherheit. Hundertprozentig sicher wird es dann, wenn wir keine Abfahrt mehr fahren."

Obernauer, Vater eines erwachsenen Sohnes, ist seit dem Vorjahr, als er seinen Textilgroßhandel veräußerte, Privatier. Rennleiter und Vizepräsident des Kitzbüheler Ski Clubs ist man ehrenamtlich. (Benno Zelsacher, DER STANDARD Printausgabe 24.01.2009)