Die Pleite des Chipherstellers Qimonda ist nach Ansicht des Wirtschaftswissenschaftlers Joachim Ragnitz ein Verlust für den Mikroelektronik-Standort Dresden und möglicherweise ganz Europa. Ausgehend von der Prämisse, dass Europa eine eigene Halbleiterindustrie brauche, sei die Insolvenz sicherlich eine Schwächung der Europäischen Union, sagte der stellvertretende Chef des ifo-Instituts Dresden der Nachrichtenagentur AP.
Problematisch
Problematisch sei dies allein wegen des drohenden Verlusts an Forschungs- und Entwicklungskapazitäten, die dann möglicherweise die langfristige Existenz der Chipproduktion in Europa infrage stellen könnten. Ragnitz betonte, ganz offenkundig habe Qimonda es nicht vermocht, sich durch Restrukturierung oder technologische Neuerung rechtzeitig anzupassen. "Insoweit liegt hier auch unternehmerisches Versagen vor."
Die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange sieht den Standort trotz der Insolvenz derzeit nicht in Gefahr. "Ich denke, der Verbund ist stabil genug", sagte die SPD-Politikerin der AP. Die Insolvenz sei zwar ein schwerer Schlag. Es gebe aber mittlerweile genügend kleinere und mittlere Unternehmen. "Der Standort wird das überstehen", fügte sie hinzu.
Ziel
Ziel müsse es nun sein, die hoch qualifizierten Fachkräfte in der Region zu halten und den Technologiekern zu retten, den Qimonda in die Produktion bringen wollte. Dies sei nötig, da trotz aller Probleme ein Wachstum der Branche in den nächsten Jahren zu erwarten sei. Sachsen werde eng mit dem Insolvenzverwalter zusammenarbeiten und sich um konstruktive Lösungen bemühen, erklärte sie.
Qimonda hatte am Freitag wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Betroffen ist unter anderem das Qimonda-Werk in Dresden mit rund 3.000 Mitarbeitern. Der Standort Dresden gilt als größter europäischer der Mikroelektronik-Branche. (APA/AP)