Wien - Die erste europaweite Rezession seit der Einführung des Euro hat tiefe Spuren im europäischen Währungsraum hinterlassen. Auf den Kapitalmärkten werden die Länder der Eurozone so unterschiedlich bewertet wie noch nie, und der Euro hat einen Teil seines stabilisierenden Effekts verloren. Besonders Irland, Griechenland, Spanien und Portugal werden von Investoren an den Märkten derzeit für hohe Staatsschulden oder Außenhandelsdefizite abgestraft.

Konkret bedeutet das für diese Länder höhere Finanzierungskosten. Auf zehnjährige Staatsanleihen von Irland werden derzeit etwa 6,16 Prozent Zinsen pro Jahr bezahlt, bei Deutschland hingegen nur 2,94 Prozent. Der Kurs der irischen Papiere ist trotz der besten Kreditbewertung von AAA um 15 Prozent gefallen. Obwohl die Europäische Zentralbank in den vergangenen Monaten den Leitzins um 225 Basispunkte gesenkt hat, sind damit die realen Refinanzierungskosten für einige europäische Regierungen um bis zu 33 Prozent in die Höhe geschossen. Auch die Zinsen auf österreichische zehnjährige Staatspapiere sind wieder auf über vier Prozent gestiegen, der Kurs um knapp fünf Prozent gefallen.

Ratings in Eurozone gesenkt

Eine wichtige Rolle bei den Verwerfungen auf dem Markt für Staatsanleihen spielen die Ratingagenturen wie Standard & Poor's oder Moodys. Sie bewerten in regelmäßigen Abständen die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten. In den vergangenen Wochen haben sie die Ratings für Spanien, Griechenland und Portugal gesenkt. Auf den Kapitalmärkten ist der Preis der Staatspapiere gefallen und die Zinsen auf die Anleihen zwischen 0,4 und 1,2 Prozentpunkten gestiegen.

Am schlimmsten hat es in den letzten zwei Wochen Irland erwischt. Die Verstaatlichung der irischen Bank Anglo Irish Bank, und drei Tage später von zwei weiteren Banken, wird zusammen mit der starken Rezession den Staatshaushalt massiv belasten. Ratingagenturen haben daher ihren Ausblick für Irland auf "negativ" gesetzt. Daraufhin hat auf den Rentenmärkten der Ausverkauf irischer Staatsanleihen eingesetzt. (sulu, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2009)