Im Jahr 2007 präsentierte der frischgewählte Nicolas Sarkozy das „neue Gesicht Frankreichs", als er drei jüngere Frauen aus Einwandererfamilien mit Ministerien betraute. Allen voran Rachida Dati (43), dazu die erst 32-jährige Menschenrechtssekretärin Rama Yade und Stadtministerin Fadela Amara (44). Nun ist Justizministerin Dati auf unfeine Art „wegbefördert" worden. Yade ist in Ungnade gefallen, weil sie ein ähnliches Angebot Sarkozys für eine Europawahl-Kandidatur abgelehnt hat. Amaras Schicksal hängt an einem seidenen Faden, seitdem sie erklärte, sie würde an der Wahlurne nicht für Sarkozy stimmen.

Heute zeigt sich, dass Sarkozys „neues Gesicht Frankreichs" nicht mehr als eine schöne Maske war. Und die Berufung von Dati, Yade und Amara ein „plan com", wie man in Paris sagt - eine Kommunikation- oder Image-Operation. Das machen auch die Argumente deutlich, die nun gegen das Multikulti-Trio in der französischen Regierung angeführt werden: Dati sei zu glamourös und autoritär, Yade könne ihre Zunge nicht im Zaum halten, Amara erreiche in den Immigranten-Vorstädten zu wenig.

Die gleichen Argumente ließen sich auf ihren Vorgesetzten anwenden: Sarkozy rückt ständig seine Model-Gattin in den Vordergrund; er duldet keinen Widerspruch, pflegt eine eher undiplomatische Sprache - und hat von seinem groß angekündigten „Marshallplan für die Banlieue", die Vorstädte, kaum etwas verwirklicht. Nein, hinter Sarkozys neuem Gesicht hat noch nicht jenes Umdenken stattgefunden, das die Wahl eines Barack Obama in den USA ermöglichte. (Stefan Brändle, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2009)