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Als er zum ersten Mal die Streif sah, dachte sich Didier Defago: "Wir sind ja alle verrückt." Am Samstag wurde er als Sieger gefeiert.

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Kitzbühel - Nachher kann man tun, was man vorher tunlichst vermeiden sollte: Nachdenken. "Es war ein Riesenschreck" , sagte Michael Walchhofer, als man ihn auf die Kompression nach dem Zielsprung ansprach, in der es ihn bedrohlich hineingedrückt hatte. "Ich war voll konzentriert, ich hatte ja nicht viel Zeit, wieder in die Position zu kommen." Walchhofer schaffte dies im letzten Moment und absolvierte den Zielsprung souverän. Was alle wissen: "Wenn du dort nicht rechtzeitig über den Ski kommst, kann es fatal sein."

Der 33-jährige Zauchenseer, der über eine Erfahrung von mehr als 200 Weltcuprennen verfügt, pflegt vor dem Rennen weiterführende Gedanken auszublenden, etwa jene an seine Frau und die Kinder Hannah sowie Patrick und Mathias, die Zwillinge. "Denkt man daran, wird's noch gefährlicher."

Abgesehen davon verteidigte Walchhofer als Zweiter der Hahnenkammabfahrt die Führung im Abfahrtsweltcup und genehmigte sich eine Cuvée Downhill 06 (Zweigelt und Merlot), die er mit dem Göttlesbrunner Winzer Gerhard Pimpel kreiert hat. Anlass war sein Sieg im Disziplinen-Weltcup 2005. Pimpel war auch in Kitzbühel, und die beiden haben vor, im erneuten Siegesfall wieder einen kräftigen Roten zu entwerfen.

"Als ich zum ersten Mal die Mausefalle gesehen habe, den Steilhang und speziell den Hausberg, da hab ich mir gedacht, wir sind ja alle verrückt." Auch das fiel Didier Defago ein, dem 31-jährigen Westschweizer, der vor gut zehn Jahren zum ersten Mal der Streif ansichtig geworden war und der 280 Weltcuprennen einer Erledigung zugeführt hat. Seine Frau stand im Zielraum und sah ihn, dem vor einer Woche auf dem Lauberhorn der erste Abfahrtssieg gelungen war, auch auf der Streif siegen. Die Defagos haben Tochter Alexane (1), sie wird im April ein Geschwisterl bekommen.

Defago, der gelernte Architekt, sprach wie fast alle Kitzbühel-Sieger vom erfüllten Traum, er sprach auch von seinem im Training schwer gestürzten Temkollegen Daniel Albrecht. "Ich hoffe, mein Sieg gibt ihm die Kraft, bald wieder zurückzukommen."

Klaus Kröll (28), der am Freitag den Super-G in Kitzbühel zum ersten Sieg seiner Karriere nützte, hat mittlerweile die Routine von 96 Weltcuprennen und einen Sohn. Tim wird bald drei, und der Wirbel in Kitzbühel war ihm etwas unheimlich. Ob er, Kröll, nun eine Pause einlegen werde? Schließlich sei die Gelegenheit günstig. Die WM-Quali in Abfahrt und Super-G ist längst einer Erledigung zugeführt. "Das ist überhaupt kein Thema" , sagt Kröll. "Ich fahr in Garmisch, dort gibt es eine neue Strecke. Die muss ich mir ja anschauen schon im Hinblick auf die WM 2011. Und ob die Hand nun eine Woche früher oder später wieder geheilt ist, ist doch egal."
Stürze, Zäune, Netze

Die Abfahrt forderte einen Verletzten. Der US-Amerikaner Thomas Lanning zog sich einen Kreuzbandriss zu, ehe er vom letzten von drei gestaffelten Fangzäunen gerettet wurde. Einige wie der Österreicher Christoph Alster wurden von Netzen gerettet. Am Donnerstag wird erstmals für die neugestaltete Abfahrt in Garmisch trainiert. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 26. Jänner 2009)