Wien - Die Affäre um die angeschlagene Kärntner Beteiligungsfirma AvW um Wolfgang Auer von Welsbach weitet sich aus. Die AvW Gruppe muss ihre Beteiligung an dem börsenotierten Asset-Manager C-Quadrat Investment AG abgeben, weil sie ihr Minus auf dem Konto der Capital Bank nicht ausgeglichen hat bzw. noch Nachschussverpflichtungen (Margin Calls) offen sind. Die Grazer Bank hat nun ein beschleunigtes Auktionsverfahren (Accelerated Bookbuilding) in Gang gesetzt. Am Donnerstag zwischen 9.00 und 15.00 Uhr sollen bis zu 1.268.960 Stück C-Quadrat-Aktien oder 29,08 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals veräußert werden. Als Buchführer wird die Erste Group agieren, wie C-Quadrat am Montag mitteilte.

Laut Firmenbuch hält die AvW Gruppe noch 30,54 Prozent an dem Asset-Manager. Die AvW sprach am Nachmittag von einer Veräußerung eines 32-prozentigen Anteils an C-Quadrat.

Nachschuss-Verpflichtungen

Die zur Grazer Wechselseitigen Gruppe (GraWe) gehörenden Capital Bank will mit dem Verkauf der verpfändeten Aktien das Minus am Verrechnungskonto der AvW abdecken bzw. die Sicherheiten wegen der offenen Margin-Verpflichtungen verstärken, geht aus einem der APA vorliegenden Schreiben des Capital-Bank-Anwalts Michael Drexel an die AvW-Rechtsvertreter vom 16. Jänner hervor. Mit dem Verfahren will die Capital Bank die C-Quadrat-Papiere einen Kaufpreis über dem derzeitigen Aktienkurs erzielen. An der Börse würde die Pfandgläubigerin die Papiere aufgrund der geringen Umsätze nicht losbekommen.

Die Capital Bank habe die AvW in der Vergangenheit schon mehrfach aufgefordert, das Minus auszugleichen bzw. den Nachschuss-Verpflichtungen nachzukommen, sagte Drexel auf APA-Anfrage. Die C-Quadrat-Aktien seien schon "seit längerem" verpfändet. Wie viele Margin Calls noch offen sind und wie hoch das Konto-Minus ist, sagte Drexel unter Berufung auf das Bankgeheimnis nicht. Die Bank habe bereits Kontakt mit Interessenten aufgenommen.

Kreisen zufolge könnte das gesamte AvW-Depot bei der Capital Bank, auf dem sich auch noch andere Aktien befinden dürften, verpfändet sein. Die AvW hat in der Vergangenheit immer wieder betont, mit ihren Derivat-Geschäften besonders erfolgreich zu sein. Der aktuelle Schaden dürfte von Put-Optionen, die im Zuge der Finanzkrise schlagend geworden sind, herrühren, hieß es zur APA.

AvW wehrt sich

Die AvW sieht das freilich anders und wehrt sich gegen den "Notverkauf". Die Kärntner Firma hat bereits einen Antrag auf Untersagung bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt gestellt. Schuld an dem Schaden seien der ehemalige AvW-Prokurist K. und die Capital Bank, wurde erneut behauptet. "Die bisherigen Sachverhaltsdarstellungen legen den Verdacht nahe, dass der Schaden durch kollusives Verhalten von Mitarbeitern der Capital Bank mit K. entstanden sein könnte", schrieb AvW-Anwalt Manfred Ketzer am 21. Jänner an die Kärntner Behörde. Der Ex-Prokurist hat sich stets gegen die Vorwürfe gewehrt. Auch Capital-Bank-Anwalt Drexel wies die Anschuldigungen gegenüber der APA heute entschieden zurück. Es geisterten zwar viele "haltlose" Vorwürfe gegen seine Mandantin herum, eine diesbezügliche Klage gebe es aber noch nicht. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

"Der Verkauf dieses Aktienpakets im momentan schwachen Börseumfeld könnte nur unter Verlusten erfolgen und würde damit den Anlegern der AvW massiven Schaden zufügen", monierte die AvW am Nachmittag per Aussendung.

C-Quadrat hat an der Börse massiv unter der AvW-Affäre gelitten. Die Aktien des Asset-Managers notierten am Montagnachmittag in Frankfurt bei 7,39 Euro (minus 2,8 Prozent) und in Wien bei 7,8 Euro (plus 3,3 Prozent). Anfang Oktober wurden die Aktien in Frankfurt noch um 36,8 Euro gehandelt. (APA)