Unser Nachbarland Ungarn ist von der Finanzkrise besonders hart betroffen. Österreichische Banken sind in diesem Markt stark investiert. Der ungarische Minister für nationale Entwicklung und Wirtschaft, Gordon Bajnai, erklärt im derStandard.at-Video-Interview, wie die sozialdemokratische Regierung durch Reformen - und ohne populistische Maßnahmen - bei Steuern, Sozialversicherung und Arbeitsgesetzen das Wachstum wieder ankurbeln will. Bajnai kommt aus der privaten Finanzwirtschaft, wurde 2006 Regierungskommissär für Entwicklung und ist seit Mai 2008 Minister. Die Fragen stellte Hans Rauscher.

Gordon Bajnai über das Ausmaß der Weltwirtschaftskrise in seiner Heimat. "Der erste Teil der Finanzkrise ist vorbei", meint Bajnai und verweist auf die hohen Währungsreserven seines Landes, die vor einer Verschärfung schützen sollten.

Ist eine Finanzspritze für die Banken in Ost- und Zentraleuropa nötig? Bajnai verweist darauf, dass 80 Prozent der Banken in Ungarn im Besitz der großen europäischen Banken sind und dass diese die nötige Stabilität garantieren.

Über Möglichkeiten, das Wirtschaftswachstum in Ungarn zu fördern: Reformen im Bereich der Steuern oder Sozialversicherungen, die schon im ersten Halbjahr 2009 erfolgen sollen, sollen das Wachstum ermöglichen.

Über die Gefahr von Populismus in einer Zeit der Krise: Bajnai hält fest, dass sich in der Vergangenheit die Großparteien oft gegenseitig überboten haben, was Versprechungen an die Bürger betrifft. Jetzt sollte jedoch die Nation im Vordergrund stehen und nicht, welche Partei gerade an der Macht sei. Der Minister zeigt sich zuversichtlich, dass Ungarn die Krise meistert, denn: "Wir haben sehr viel Erfahrung im Krisenmanagement."

(derStandard.at, 26.1.2009)