Madrid - Das Gemälde "Der Koloss", das bisher als ein Meisterwerk von Francisco Goya galt, stammt nicht von dem großen spanischen Maler. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Prado-Museums, das am Montag in Madrid veröffentlicht wurde. Das Werk passe nicht zum Stil von Goya (1746-1828), betonten die Experten, die das Gemälde monatelang untersucht hatten. Es sei anzunehmen, dass in Wirklichkeit der Goya-Schüler Asensio Julia das Bild gemalt habe, teilte das Prado-Museum mit.

"Bei richtigem Licht betrachtet wird deutlich, dass die dürftige Technik, das Licht und die Farbtöne nicht dem Niveau Goyas entsprechen", heißt es in dem Gutachten. "Es gibt markante Unterschiede zwischen dem 'Koloss' und den Meisterwerken Goyas, deren Urheberschaft dokumentiert ist."

Das zwischen 1808 und 1812 entstandene Gemälde zeigt einen hinter einer Berglandschaft auftauchenden Riesen, der den Schrecken des Krieges symbolisieren soll. Menschen und Tiere ergreifen in wilder Panik die Flucht. Das Werk ist seit 1931 im Besitz des Prado-Museums. Es wurde dort zu einem der am meisten bewunderten Ausstellungsstücke und zu einem der am häufigsten zitierten Gemälde in der Goya- Fachliteratur.

In einer Ecke des Bildes war ein verstecktes Kürzel entdeckt worden, das die Experten als die Initialen "AJ" identifizierten. Dieser Fund bestärkte nicht nur die Zweifel an der Urheberschaft Goyas, sondern deutete auch darauf hin, dass das Bild von Asensio Julia stammen könnte. Die Gutachter hoben hervor, dass das Gemälde perspektivische Fehler aufweise, die einem Perfektionisten wie Goya niemals unterlaufen wären.

Die Goya-Expertin Manuela Mena hatte bereits im Juni 2008 vor dem Abschluss der Untersuchungen erklärt: "Für mich ist dies kein Goya- Werk. Da hat ein anderer Künstler Hand angelegt." Das Prado-Museum hatte damals angekündigt, sich intensiver mit dem Goya-Schüler Julia auseinanderzusetzen. "Dieser Künstler stand Goya sehr nahe, aber wir wissen so gut wie nichts von ihm", sagte der Museumsdirektor Miguel Zugaza. (APA/dpa)